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wollen mitten finden

schlechte filme beginnen mit erwachen. schlechte geschichten mit personenbeschreibungen. schlechte menschen sind mit regelwerken behangen. sie machen sich laecherlich indem sie ihre scheuklappen bei jeder begegnung neu straffen und am scharfen sichtrand vorbeischauen. artig und gefraessig zugleich. akkordeonmusik begleitet die schritte. objekt und betrachter muessen ploetzlich eckig gehen, damit verstaendlichkeit in alle elemente zurueckgeschuettet wird. die entstehenden wirklichkeiten strahlen parallel aneinander vorbei. alle bekannten worte werden zum formulieren von wahrheiten verbraucht. vielleicht sind wir innen beschaedigt und wuerden unter anderen umstaenden aufmerksamer sein, genauer sprechen und tuechtig nachdenken?

hans stellt fest, dass ihn der eigene verstand hier im halbschlaf truegen will. er hat jetzt vor sich auf die reinen sinne zu konzentrieren. hinter den vorhaengen arbeitet die stadt wie unter granatenbeschuss. hans schlaegt muede seine augen auf. setzt sich aufrecht ins bett. er ist in kleidung eingeschlafen. graue hose mit weissem hemd und brandloechern. marschmusik im radio. hans arbeitet fuer den staat, der stark und allmaechtig ist, aber trotzdem lediglich herr ueber ein plastikreich. hans isst waehrenddessen sein fruehes brot. vor den fenstern explosionen. all der zukunftskitsch ist endlich da. hologrammbespannter werbehimmel und freischwebende wagen, die die welt vollstaendig kartographiert haben. unter gleichen roboterhieben, die hans die nahrung in fabriken bereiten. rotorenlaerm. hans schuettelt den kopf und legt das notizbuch zur seite. er schreibt seit gestern seine traeume auf. tumult und autohupen vor dem haus. diesmal hat er naiv von der zukunft getraeumt. lachend stoesst er erleichtert die luft aus. bis auf die arbeit in der ueberwachung ist alles erlogen. laehmungsgefuehle. er haelt sich erschrocken am tuerrahmen und holt den sauerstoff. hans spuert nach jahren wieder seinen herzschlag.

ein lastwagen faehrt am hochhaus vor. holzpaletten sinken knirschend in den kies. die moebelpacker heben jetzt einen weissen fluegel von der pneumatischen hebeflaeche. der besitzer steht verstoert einige meter abseits und schlaegt seinen kragen hoch, als es zu regnen beginnt. eilig wird die plastikabdeckung verstaerkt. dazu schallender arbeiterjargon. in einem halbkreis um die entladung sind menschen auf die knie gesunken. die traenen steigen ihnen in die augen. ihre kinder zerren ungeduldig an den ausgestreckten armen. die freudenschreie werden unterdrueckt. niemand von ihnen hat ein instrument gesehen. in andacht verfroren achten sie nicht auf regenstiche.

hans weint, als er den fluegel aus seinem fenster sehen kann. damals hat er das gerede auf den hausfluren nicht ernst genug genommen. er schlaegt sich zur strafe mit der faust ins gesicht und muss den kopf ueber die kuechenspuele halten, da blut duenn aus der nase fliesst. er aergert sich, dass er jetzt gezwungen wird ueber dem becken zu bleiben. gleichzeitig ist er froh darueber sofort gehandelt zu haben. nichts soll im inneren als reue zurueckbleiben. er schaut zur uhr und ins becken zu den blutwirbeln, die im wasser verschwinden. minuten seines lebens vergehen. er mueht sich dabei ruhig zu bleiben und zaehlt die fliesenlfugen.

ledergurte finden position in glaenzenden karabinerhaken. der fluegel steigt langsam im regen. zeigefinger strecken sich. der vorsteher arbeitet ausschliesslich in grossaufnahmen. qualtitaet bringt geld und macht selbst reiche schwach. er hat bei dem gedanken einen steifen. dieser vorplatz ist seine verdiente buehne. wohlwollend dreht er mit dem koerper zuegige halbkreise um sich dem herbeigestroemten fensterpublikum entgegen zu drehen. eine hand waescht schliesslich die andere. muskelspannung dank tv-erfahrung. durch das staendige scheibenoeffen drehen sich sonnenreflexionen ueber den platz, die gesichter dabei uebersteigen. zuschauer oeffnen darin erste bierflaschen. die kronkorken werden meist heruntergeworfen. es macht keinen unterschied. alles findet seinen platz. [pn]

das gefuehl sich selbst die hand zu geben

gewerbegebiet. die wagentueren stehen offen. emmas schuhe stampfen auf dem parkplatzboden. sie dreht sich eng im licht der frontscheinwerfer. details. die jeans reicht ihr ueber die schuhe. nur du traegst diese hosen, denkt georg und muss ihre unterarme festhalten. trotzdem findet sie ihn. schlaege treffen ins gesicht. emmas ring schneidet ihm warm die lippe auf. er nimmt die wunde in den mund. emma reisst sich schlagartig los. georg kann nur die knisternde jacke in bewegung hoeren. im wagen liegt der brief immernoch auf der ablage. laternenlicht von oben. er kann ihre reflektierenden augen kurz zwischen den haaren sehen. sie hat einen schal um den kopf gebunden. ihre ohren werde schnell kalt. scheibenwischer kippen trocken hin und her. ein helles polizeauto faehrt im hintergrund vorbei. der fahrer hupt, als er die szene entdeckt. beamte steigen jetzt mit schnellen schritten aus. ein fernsehteam folgt ihnen mit kopflicht und eingeschalteter kamera. sie werden sich nicht die kleidung vor trauer einreissen. gleich sind sie da. georg stellt fest, dass er lautlos weint. er sieht emmas ruecken in der silbergruenen diskojacke atmen. immer wieder muss er darauf den schriftzug lesen.

dieselmotorlaerm. nicht auf den ruecksitz schauen. emma raucht mit tauben fingern. jetzt ist es egal. boese blumen wachsen ihr im hals hinauf. emmas kopf steckt im schraubstock. sie schaut nicht zum eingeschlagenen fenster, vor dem georg empfangbare sender im rauschen sucht. er ueberdreht. zugluft faellt geruchlos in den fahrenden wagen. halt irgendwo an, sagt emma. georg hat die absicht zu nicken, stattdessen nur ein abgebrochens wort, das wie ein ja klingen soll.

leichter schneefall. meinst du, dass sie hier videokameras haben? sie schaut auf die andere strassenseite. emma hofft, dass es endlich im fond schreit. dann koennte sie ihre handlungen noch aufhalten. das kind ist still. georg sagt nein. er zwingt sich zu beherrschen und oeffnet als erster die tuer. scherben knirschen unter seinen fuessen. er muss um den wagen zur beifahrertuer herumgehen. als er sich herunterbeugt, um emmas bein per hand herauszustellen, stoesst sie ihn erbost von sich fort. schnee faellt ihm kalt in den kragen. emma nimmt die sporttasche vorsichtig vom ruecksitz. georg folgt ihr mit abstand, als sie die leere strasse ueberqueren. vor der klappe sehen sie sich seit langer zeit wieder in die augen. er denkt an muelleimer. emma hebt das warme buendel aus der tasche heraus. wie verabredet legen sie es gemeinsam in das bettchen, das dem gewicht leicht nachgibt. eine bunte spieluhr haengt darin. stiller alarm. der raum dahinter ist kahl, eine einzelne triste tuer an der wand. als sich georg umdreht, sieht er wie emma auf der strasse die spuren im weiss verwischt.

vier haende zittern. wir koennen nicht mit dem bus dahinfahren, sagt sie im flur, mach einmal etwas richtig. emma haelt eine kleine jacke. georg nimmt einen hammer aus der werkzeugkiste und geht auf die strasse herunter.

[pn]

albedo

die fluchtlinien fuehren immer ins aesthetische. das ist der kerngedanke seiner ausfuehrungen. er versucht ihr dies die ganze zeit in der warteschlange zu sagen. stattdessen hoert er sich selbst, bla bla bla. ich beneide die astronauten, die gleichzeitig musik hoeren und auf die erde zurueckschauen koennen, sagt er in einem letzten versuch. die menschen, die in einem solchen augenblick zusaetzlich musik brauchen, tun mir leid, antwortet sie. er laechelt, wechselt die wahrnehmungsschicht.

das foyer ist unvorteilhaft hell ausgeleuchtet, so dass der raum beinah nach innen gefaltet erscheint. die ewig gleichen rundtische aus marmorimitat stehen dicht an der theke, sind mit zerrissenen faechern aus kinoprogrammen bedeckt. schwarzer stuhllack blaettet klassisch ab. der zustand wird besuchern als charme verkauft. womoeglich glauben einige sogar daran, waehrend sie aus schmutzigen tassen trinken. nadeldruckerlaerm. die kassiererin faehrt storno, hat ungewollt zu viele karten ausgedruckt. ein einzig grosser irrtum, denkt sie.

in der schlange verteilen die maenner ihre geistreichen anekdoten auf erhoehter lautstaerke. mindestens einen fremden muessen sie damit erreichen, nutzlasten werden im kritischen bereich ausgefahren. die damen nicken beim leichten wegdrehen, gehen jetzt oft zur toilette. andere ertragen es, weil sie wenigstens gehalten werden wollen. gluecklich ist wer schweigen lernt. alle haben ihre geschichten mitgebracht, fuellen die atemluft. weiche gefuehlsturbinen. das personal schaut waehrenddessen noch nicht einmal auf. papier wechselt besitzer. warenausgabe. die rechenmaschine protokolliert gewinnmargen in mais. die besucher wissen, wie es hinter den kulissen zugeht. sie haben berichte im fernsehen gesehen. es gibt keine geheimnisse mehr.

sie hat sich waehrend der beinrasur ein muttermal weggeschnitten. es lenkt sie gerade ab, sie versucht das pochen wegzudenken. hoffentlich fragt er nicht, ob mir etwas fehlt.

sie stehen nebeinander. keiner von ihnen koennte eine beruehrung ertragen. schritt fuer schritt treiben sie voran, bis zum kartenabriss. danach wird der gang beschleunigt. er zieht sie am arm hinterher. moderne in echtzeit. die karten sind nicht nummeriert. sie laufen jetzt, pressen den druck aus den lungen, stossen sich trotzig am teppich ab. hinter ihnen die beine der verfolger. schreie. der flur verengt sich. endet in gruenen doppeltueren. hier lachen sie frisch mit zaehnen in die kamera und halten die getraenkedose hoch. sie fuehlt sich richtig gut, hat lust dies jemanden zu erzaehlen.

beim eintreten in den samtbeschlagenen vorfuehrsaal haben sie sich beinah beruhigt. er fuehlt nach seinem portemonaie und schluessel. gluecklicherweise hat er nichts vergessen. ein stein faellt ihm vom herzen. sie setzen sich auf eines der freistehenden sofas. alle regulaeren kinositze sind herausgerissen. das ist konzeptkino, um besucher von ihren grossbildschirmen und lichtwerfern wegzulocken. viele heben erstaunt die augenbrauen, nachdem sie eingetreten sind. stolzgeschwillte brust. na, habe ich dir nicht zuviel versprochen?

das paradoxe ist, dass es sich in fernsehen verwandelt, denkt er und fuehlt erneut nach dem portemonaie, als er die jacke ablegt. hast du schmerzen vom laufen? fragt sie und klappert mit den augen. nein, antwortet er, lass uns lieber still werden. sie versucht verstaendnis zu sammeln. sollte er nicht ein bisschen intelligenter und beeindruckender sein? dennoch, die reklame beginnt puenktlich. das erste raunen geht durch die sofareihen. bildgewalt und dramatische musik wirken zugleich.

der zeppelinwerbefilm war schoen, fluestert sie, als das saallicht wieder aufleuchtet. sie meint, dass erst gewoehnung die praktischen anteile einer sache wirklich oeffnet und sichtbar werden laesst. zeppeline seien in frueheren zeiten vorschnell und unueberlegt abgelehnt worden. er gibt ihr recht und schaut zur notausgangsleuchte. eis wird schon lange nicht mehr im kino verkauft, sagt er.

aber sie haben immerhin einen gong. der mann, der sie die ganze zeit aufmerksam beobachtet und zugehoert hat, zwinkert ihnen mit linkem auge anmassend zu. er sagt: das ist doch die hauptsache! sie lachen gemeinsam in voller vorfreude auf den film.

gibst du mir deine jacke? fragt sie. ihr ist bereits kalt. die klimaanlage, sagt er, stimmts? es stimmt. er mahnt sich, nicht mehr an das portemonaie zu denken. das licht erlischt stottend in den treppenstufen, die falschen kronleuchter folgen. schau mal, sie stoesst ihn mit dem spitzen ellenbogen an, die haben noch echte kerzen an den waenden. im daemmerlicht kann er kurz den lichtmeister elegant mit dem kerzenloescher arbeiten sehen.

nach der grossen vorstellung sprechen sie ausgelassen und voneinander unbeeindruckt ueber den hauptfilm, haben sogar ergaenzende meinungen darueber. sie schnipst und sagt: kein streit! sie lachen wieder, ohne den grund zu kennen. es gehoert sich so.

die kleinen peinlichkeiten machen das leben doch erst wertvoll, sagt der zudringliche mann, als er dicht an ihnen vorbeigeht. leider habe er jetzt einen termin. beim abschied hebt er bloss nachlaessig seinen hut. der aufraeumer kommt ihnen entgegen. eigentlich sammelt er bloss flaschen und verpackungen, manchmal muss er kuessenden auf die schultern tippen.

eine zigeunergruppe spielt jetzt streichinstrumente im foyer. volksfeststimmung. er denkt gewagt ueber den weiteren abend nach, ueberlegt, was er sie fragen soll. variante eins. hast du lust noch etwas trinken zu gehen? vielleicht einen rorschachtest dabei zu machen? sie scharrt spielerisch mit dem schuh, klappt ihre handtasche auf, ohne darin etwas suchen zu wollen. variante zwei. wir koennen uns auch die explosion der challenger auf video anschauen. die dabei enstehenden kuenstlichen rauchwolken haben hohen wiedererkennungswert. sie sind sozusagen charakteristisch,also ein ereignis mit dem wir nichts zu tun haben, uns aber damit identifizieren wollen. er stellt fest, dass er eine neue metaphorik braucht, um seine wirklichkeit auszuformen. sie merkt, das jetzt ein ueberstrapaziertes element in den raum eingedrungen ist, versucht ihn deshalb mit einer beleidigung zu schockieren. hoert denn das schoene gar nicht mehr auf? denkt sie. waehrenddessen hat er das gefuehl zu viel sehnsucht an die raumfahrt zu verschwenden. [pn]

taucherkrankheit

hohe kontraste. in der ubahn sehe ich zu viele ausgetragene gesichter. sie erschrecken angebunden, wenn sich blicke kreuzen. frueher wurde mut belohnt. glasig benommenes dominiert die augenraender. ich selbst verzichte darauf in die scheibe zu fallen. befehle mir, nicht mehr zu starren, da die gruende gleichzeitig verschwinden. nur die verdrehte perspektive ist schuld. problemkinder fahren feixend ins internetcafe, da vaeter ihnen zaehne fuer heimlich besuchte seiten einschlagen. beide parteien kapieren nichts. es bleibt bei rollenspielen. die elektronischen nachrichten enden in taschenvibrationen.

endlose stationen. ich will die hirnfluessigkeit in meinem schaedel gegen klares quellwasser tauschen, spuere bereits die kuehle meine nerven bedecken. erzwungene gelassenheit durch private musik. mp3ballons. akustische gitarren erreichen das hohle schlagzeug, treiben auf falsche hoehepunkte zu, bis der hoerer annimmt, dass alles gut enden kann. ein mensch muss an alles glauben. soll er? die dauerdichte bestimmt die wichtigkeit. brav nehme ich taeglich alle per spam verschriebenen medikamente ein. einschlaf- und auswachkapseln. habe hohe regale fuer die pillenverpackungen gebaut. ich bin froh, dass sich der staat um unsere gesundheit kuemmert. der staat ist ein guetig seniler grossvater mit videokamera. traenen schiessen mir in die augen, als ich daran denke. das hermetische schlaefenklopfen geniesse ich jetzt, straeube mich nicht mehr dagegen. selbst das aggressive gelb der waende ist bedeutungslos. transport. ungeduldige koerper darin, die keine pose mehr finden. alle pressen sich fort, um harmlos allein zu sein. die wenigsten bedeuten sich etwas dabei. ich mache hier keinen unterschied und erschaffe keinen sinn. fuer meine bewertung bitte ich die anwesenden im geist um verzeihung. keine sorge, wir sterben gewiss gemeinsam.

eine nach pisse stinkende frau steigt ein. es gibt fuer alles eine loesung. ich habe eine hand, also habe ich auch eine faust. was stelle ich damit an? gibt es zarte kieferbrueche? die schlimmen dinge passieren tagsueber im hellen. phantasie bezirkt. bahnfahren schadet. eine notwendigkeit, die leichtsinnig und nervoes macht. zwingt im abstrakten dazwischen zu leben. eine verzweifelte beschwerde, stelle ich fest. wozwischen? vergiftet von der ideenwelt einer koerper-verbesserungsreklame. ich will keine jingles erinnern. ich habe ploetzlich angst dem alltag zu erliegen. den humor zu verlieren, wie einen beruf. abertausende fernsehradiosenderwellen blaettern sich durch mich hindurch. niemand hat mehr angst vor geistiger armut. alle dicken haben ein druesenproblem, sagen die dicken.

die naechsten generationen werden sich fragen,wieso wir nichts unternahmen, an nichts mehr glaubten, uns duch unterwerfung klein machten. angeblich ahnungslos. unsere verteidigung wird schlicht und glaubwuerdig sein: es lenkte uns so vieles ab. als schutz lernten wir nicht mehr staendig zu reuen, sondern endlich zu recyclen. manager lebten zen. wir hassten sie grundlos, verabscheuten unsere faulheiten beim betrachten der fiktiven figuren, die uns stellvertretend ausfuellten. kreislaeufe erlaubten effizienz. sie sagten, dass wir auf uns achten sollen. wir nickten und erlebten unser sinken als sinnvolles verhaerten. wir sollten zuschauen und rechnen lernen. selbst moralschweine fuehlten in ihrem inneren die geburt der entscheidungen. die ausreden lagen deshalb in katalogen parat. nicht die industrie, sondern unsere eigenen erklaerungen waren schuld. die suche nach suendenboecken. gewalt ist meist kostenguenstig.

innere missverstaendnisse wurden als erfahrung verkauft. libidoverluste beim geniessen. wiederholung wurde gespeichert und charakterbildung genannt. alzheimerkriege gegen idiosynkrasie, in die visiere sich selbst aufhebende gedankenmodelle als folie eingehaengt. die medien spielten dabei eine nebenrolle. dementi trotz erstklassiger aufstellung. trendgeschwaecht haben wir gemeinsam alles beschriftet. wir haben die veluste alle gespuert. feigheit ist ein seltenes wort, obwohl sie allgegenwaertig ist. niemand hat etwas gesagt in dieser schweigespirale. wie eine magersuechtige hat die gegenwart sich zu hassen gelernt. das sagen die aelteren und wissen danach auch nicht weiter. schwache flammen sind immer blau. die derzeitige evolutionssprosse ist wie halblanges haar, schmerzhaft mittelmaessig. die gefuehle sind verlangsamt, bis sie gaenzlich abgestriffen werden. wir sind geworden? aktives und passives verhalten laesst sich nur noch muehsam unterscheiden. es muss eine unheimliche magie sein, die uns antreibt und immerfort beschleunigt. ich hoffe, dass wir uns bessern, sagt ein mann jetzt unbeherrscht ins plastiktelefon hinein und ist zum ersten mal aufrichtig. verbluefft, dass sich dieser seltene moment in einer derart banalen umgebung abspielt, schaut er auf, um zeugen dafuer zu finden.

nachts wird panisch manches buch durchsucht, solides fernsehen, staendig aufgearbeitete informationen aufgesogen. den leitmedien zugestimmt. alternativloses mitschwimmen. wir meisseln die hoehle, entfachen das feuer und setzen uns eigenhaendig mit dem ruecken zum ausgang. jede kultur hat ihre werte. tief luft holen. frauen schlagen. scheitern am zuviel oder oberflaechenwissen. der mensch gehoert als urschleim zurueck ins meer. immerwaehrende nischenidiotie, wir haben auf der flucht insgesamt zuviel und toericht laut gesprochen. den geheimnissen die schenkel auseinander gedrueckt. zuviel gesehen. das unertraegliche wurde in dreissig sekunden hineingerettet. fremdes hat uns manchmal geruehrt. gluecklicherweise hat es bis zum vergessen gereicht. sollte nicht jeder tag zumindest eine herausforderung anreizen? in vielen koepfen werden schweigend bomben in arbeitsstaetten gelegt und kehlen von familienmitgliedern durchschnitten. wir wollten befreiend schreien, aber es gibt keinen platz dafuer in dieser stadt. es gibt hier noch nicht einmal sitzbaenke.

vielleicht lagen wir morgens in den kunststofflaken, sahen bloss dem duennen licht zu, das durch feinstaubverschmutzte fenster fiel. wir hatten alles freiwillig vergessen. draussen schlugen die glocken einer entleerten kirche. jede vergangenheit verschwand. alle menschen. wir selbst. die zerrende planung erstickte. ich verstand meine endlichkeit und fror nicht einmal. die aufregung ueber diese welt ohne uns machte sprachlos. die haende hoben sich von selbst und wollten schlafabgestandene luft greifen. unmoegliches wagen. egal, wenn darueber gelacht wird. es ist besser sich am eigenen leben satt zu fressen, als fremdes zu beneiden. unbeschadet kommt keiner davon. danach herzklopfen gegen die rippen, bis zum erbluehenden zusammenreissen, das nur aufhob, um uns laechelnd wegzuwerfen. eine unbekannte strafe. das zoegerliche auftauchen war beweis, dass wir nicht wussten welche welt wir verliessen und welche wir erschaffen hatten. [pn]

erklaere den hunger der welt meinem sohn & erklaere dem hunger der welt meinen sohn

statt spritzen oder hundescheisse, liegen plastikverpackungen von suessigkeiten im spielplatzsand. niemand hebt sie auf, solange das fernsehen keine bedrohungsszenarien daran formuliert. die medien berichten nicht ueber ereignisse, sondern beobachterinteressen. parallele fusstellung. ein kinderspielplatz ist kein guter ort um moral zu verdauen. ich schaue von der zeitung auf und sehe caspar an den roten seilen der kletterspinne hochsteigen. eine vorsichtige mutter faellt mir ein, die ihrer tochter hier einst einen sturzhelm aufsetzte. das kleine maedchen hat sich mit dem kinnband stranguliert. die zeitungen druckten damals ein verschwommenes, mit teleobjektiv aufgenommenes, photo auf die frontseiten. die scheinbare zurueckhaltung erwies sich als reine notwendigkeit, da der reporter aus dem fahrenden wagen herausschiessen musste. er war zu einem wohnungsbrand unterwegs. ich falte die zeitung zusammen, die ich als unterhaltung gekauft habe und versuche den gedanken erfolglos auf mich anzuwenden. im hintergund bekommt caspar ein apfelachtel aus einer transparenten tupperdose geschenkt. die fremde frau nickt meine erlaubnis aus der ferne ab. in geteilten fruechten koennen keine rasierklingen stecken, denke ich. pferdeschwanz ist ein merkwuerdiges wort fuer eine frisur. pony? sie haelt den behaelter dicht am ruecken, als sie mit den kindern spricht. zu hunden soll man sich ebenfalls herunterbeugen. oft verstehe ich die elternsolidaritaet nicht. sie scheint wie das vorbeilassen artgleicher pkws beim reissverschlussprinzip, endet im falsch verstandenen besitzdenken. die apfelfrau schaut wieder zu mir, diesmal ohne fruchtfragen. ein windstoss entkleidet die baeume dramatisch hinter ihr. der brief von dir steckt in meiner manteltasche und sticht mir in die seite.

caspar veliert spaeter einen seiner kleinen handschuhe. wir drehen deshalb eine runde ueber den umzaeunten platz. kinderkleidung ist immer zu bunt, als ob farben immer gute laune schaffen wuerden. die gestalter, die sich darauf spezialisieren, wirken meist selbst zurueckgeblieben. froehliche bienen und baeren sind wie parteiabzeichen auf pullover und jacken aufgedruckt. die erzwungene niedlichkeit provoziert nur ein abfaelliges verhalten gegenueber menschen, die noch zu schwach sind grosse arme festzuhalten. es soll gewaehrleisten, das jeder seinen sichtbaren status bekommt. verhaltenshilfen, die sich fortlaufend durch ein leben ziehen. kategorienbaeume fester betrachtungsweisen wachsen. muendigkeitsversprechen werden eingezogen. ich bleibe stehen und falte den brief, damit meine bitterkeit sich ebenfalls halbiert. caspar schweigt konzentriert bei der suche. wir stehen jetzt dicht bei der blonden apfelfrau, die kreuzwortraetsel per bleistift loest.

tausende kilometer entfernt entern dunkelhaeutige piraten im golf von anden ein tankschiff. schwer bewaffnete mittzwanziger, aufgepeitscht vom kathkauen. mit geschwollenen backen klettern sie aus den schnellboten. die reedereien empfehlen den besatzungen glasflaschen an deck zu zerschlagen, da die eindringlinge oft barfuss auf das schiff kommen. die armen bastarde. ich muss ueber das poetische bild nachdenken, als ich den fernsehbeitrag sehe. auf dem fussballfeldgrossen deck laufen unterbezahlte asiaten in dichter reihe und lassen scherbenteppiche zurueck. verschweissen stahltueren, richten hochdruckwasserstrahlen auf die baeuche der verzweifelten. sie sind selbst verzweifelt, da sie ihre familien alle vier monate sehen. sie stehen an der modernen akustischen kanone, die schmerzhaften laerm nach unten verteilt. die piraten tragen schon lange stofflappen in den ohren. der konflikt bleibt unter armen. der kapitaen kann aus seiner adlerperspektive oft nur schwer erkennen, wer zu seiner besatzung gehoert. manchmal nimmt er ein fernglas zu hilfe, waehrend er den vorfall meldet. am horizont erscheinen gruene armeehubschrauber, die schauen, aber nicht handeln duerfen.

die apfelfrau bietet mir blauen tee aus einer thermoskanne an, fordert mit einer geste ein hinsetzen dazu. mein kopf ist noch wuetend leer. deshalb sage ich ihr, das thermoskanne eigentlich ein firmenname ist, der zum synonym fuer hitze- und kaeltespeichernde baelter geworden ist. wahrscheinlich will ich das sie ihre handlung bedauert. ihr blick faellt ringsuchend auf meine haende. ich strecke meine finger dabei. sie erroetet leicht. immerhin. wir trinken das lauwarme abwechselnd aus dem unhandlichen deckelbecher. welches ist ihres? frage ich ploetzlich und beisse mir auf die zunge. sie wischt sich eine straehne fort. die restlichen haarwellen rollen fuer eine zugabe zurueck. meine tochter ist tot, antwortet sie und schuettet den becher mit definierten bewegungen sauber. caspar kommt mit beiden handschuhen zurueckgelaufen, bleibt aber stehen, als er uns sieht. kinder sind konsequent aufmerksam, nicht nur wenn ihnen danach ist.

autohupen. ich schaue nach vorne und sehe beleuchtete werbewagen auf der strasse entlangfahren. der beruf der fahrer ist es die koepfe von fremden vollzustopfen. banale kritik, denke ich. spaeter muss ich nahrungsmittel kaufen, um sie selbst in oeltaschen zu stecken. turn turn turn, singen die byrds auf dem piratenmutterschiff. meine nervenzellen sind ueberreizt und erschoepft. die apfelfrau schuettelt leicht die stirn, um mir die leeren worte von den lippen zu nehmen. caspar steht jetzt emphatisch daneben und beruehrt leicht ihren arm. als ich sie erleichtert laecheln sehe, stehe ich auf, um caspar von der bank wegzuzerren. nicht jeder moment darf zum makabren klischee verkommen. das hat diese frau nicht verdient. niemand verdient tausendfach gesehenes um sich zu haben. obwohl ich mich nicht mehr umdrehe, glaube ich zu wissen, dass sie mich versteht. [pn]

faradayscher kaefig

februar. der schirm im ruecksitz zeigt die aktuelle position auf einer digitalen karte. in minutenabstaenden wird die animation der imaginaeren verfolgerperspektive des flugzeugs eingeblendet. schlecht gerendert. die luft in der kabine ist trocken, zwingt zum lippenlecken. alle passagiere sind ruhig. ueberschminkte flugbegleiterinnen verkaufen parfuem und stofftiere im monotonen turbinenlaerm. garner klopft filmisch auf das uhrglas am handgelenk und bestellt eine teure cola. beim einschenken in den duennen plastikbecher sieht er, dass die landschaft auf dem computerschirm eine komplett andere als im bullauge zeigt. reif klettert darin hoch. garner presst das gesicht an das kalte fenster, probiert wie lange er direkt in die sonne schauen kann. unter ihm schwimmen in einem wolkenloch die alpen vorbei. garner laesst den augenfleck umherspringen, stanzt damit gesichter aus. ich anonymisiere wie in einem tatsachenbericht, denkt er. eine bewegung dicht neben im. laika ist von der toilette zurueckgekommen. sie ist immer noch angespannt. der druck beim steigen der maschine hat ihr waehrend des starts schmerzen bereitet. garner legt ihr jetzt seine hand aufs knie. so beruhigt er immer. laika blaettert langsam durch eine grelle illustrierte. ich kaufe sowas nur im urlaub, sagt sie.

die wollen die gletscher mit grauen planen abdecken, sagt garner. laika oeffnet die augen: ja, und nebenher laufen die schneekanonen. die zeitschrift rutscht ihr vom schoss und wird von einer stewardess aufgehoben. ihr halstuch ist schmutzig. sie beugt sich leicht herunter, um betreuung zu signalisieren. moechten sie noch etwas? laika schuettelt den kopf. der plastikbecher verschwindet in einem muellsack. garner ueberspannt die armbanduhrmechanik beim aufziehen. ein leichtes raunen geht durch die reihen, als die bildschirme das digitale flugzeug ohne hintergrund zeigen. keine sorge, lacht die abgehende stewardess, ich versichere ihnen, dass es draussen eine welt gibt. vor den fenstern ist es grau. vereinzelt suchen die insassen selbst darin bestaetigung.

die abgenutzen tragflaechen fahren in zwei stufen zur landung aus. do not step here. garner fasst an die hosentasche. die ecstasy liegen in der minzschachtel. laika sieht ihn fragend an. das signal zum anschnallen blinkt auf. er gaehnt. sie hat sich mit seiner jacke zugedeckt. ihm ist selbst kalt. er spuert seine beine kaum. hoffentlich klatscht niemand unprofessionell nach der landung, sagt jemand auf dem vordersitz.

arbeitslaecheln, als sie die maschine verlassen. wieso nennt man ein flugzeug immer maschine. es gibt doch viele maschinen, denkt garner. erfrischungstuecher werden ausgegeben. stahltreppen. das shuttle faehrt vor. die feuchte hitze legt sich ihnen sofort auf die haut. arbeiter werfen das gepaeck herum. die passagiere tragen abgeklaerte gesichter in den schmutzigen bus. der fahrer hoert einen schlagersender. er hat die langweiligste und kuerzeste route, wird im gebaeude von den kollegen ausgelacht. faehrt deshalb hart in trance der routine. die meisten wissen darum und halten sich an den ledergurten fest. die naiven schleudern umher.

salmiakgeruch. am gepaeckband wird garner bleich. im hintergrund stehen polizisten mit hunden. die uniformen wirken in diesem land martialisch. zu viele abzeichen. fuenf grosse ventilatoren drehen sich an der holzdecke. der polizist setzt einen fuss ruhig nach vorne, er hat zeit. der schaeferhund senkt den kopf zu boden. das fliessband bleibt leer. familien stehen dichtgedraengt im halbkreis. niemand versteht, dass er bloss einige schritte zuruecktreten muesste. so koennten alle gut sehen. garner stottert. angstschweiss um das gepaeck bei den anderen. laika nimmt garners hand, drueckt fest. der hund zerrt an der kurzen leine. draussen warten die palmen.

die automatischen tueren sind kaputt. der hund riecht um die aufgestellte leiter, auf der ein handwerker die lichtschranke kontrolliert. vor dem gebaeude muss garner die pillen in den bueschen zuruecklassen. der bus faehrt erst in zwanzig minuten. verdammt. er raucht zwei zigaretten heiss. laika hat etwas im auge, sie schaut in den puderdosenspiegel. garner zieht ihr einen kleinen splitter aus der rosa augenhaut. vergiss es, denkt er, dies ist urlaub.

im hotel schiesst garner einige photos. laika will nur schwarzweiss. mit diesen kleinen zahlen am rand, sagt sie. sie schlafen bei offenem fenster miteinander. laika duscht. das wasser laesst sich nicht richtig einstellen. sie hat von einem sturz einen violetten bluterguss an der wade. laika will sich endlich die haare faerben. garner reisst ein stueck brot auseinander, legt es zurueck auf den nachttisch. im fernsehen laeuft das gleiche wie zu hause. elektronisches orakel fuer geld. menschen reden mit ihren toten verwandten. es beruhigt garner nichts verstehen zu koennen. er schaltet stumm, zappt. stille ist eine grobe form der verzweiflung. jetzt sieht er ein maedchen mit vier armen. [pn]

…fghiklmn…

zeichentrickherzgestalt. sie zeichnet am schreibtisch ihre gefuehle, wechselt den bleistift gegen einen bestimmten kugelschreiber. rasche erinnerung ist der ablaufende film. comicstrip. menschen werden zu karikaturen, attributbehangen enden sie auf dem achtziggrammpapier. altbekanntes ist oft kostenlos. das muss nichts negatives sein. sie gaehnt beim schraffieren. diagonalen fuellen dicht die boegen, aus sprechblasen treten die worte heraus. handlungskalkulation. ihre fuesse sind kalt eingeschlafen. die frau macht ploetzlich eine pause, um auf toilette zu gehen. prinzip fuehrt zu charakter. sie geht am waeschestaender vorbei, an dem die nasse kleidung haengt, beruehrt kurz kalte baumwolle. sie fuehlt sich absurd dabei. eigenzensur faellt in ihre person. sie weiss nicht, gegen wen sie gerade kaempft. was sich in ihr straeubt ist ungreifbar. die frau ist von der durchsichtigkeit ihres leben schlagartig ueberrascht. sie geht zurueck zum tisch, greift nach dem becher im papiergeflecht. ausklingende waerme steckt im porzellanersatz. sie schaut herunter auf die zuletzt geschriebenen zeilen: denken bedeutet das selbst zu heilen. wahrnehmen das andere oder den anderen zu entzerren. sie stellt den tee jetzt ab. spuert ein spannen in den handgelenken. reagiert darauf wie metall in der mikrowelle. sie hat zu viele gedanken aufgenommen. unordnung auch im lebensraum. der hals der schreibtischlampe ist schon vor wochen angebrochen. das licht liegt flach auf der holzebene, unfaehig einen gesunden kegel zu werfen. jeder gegenstand bekommt dadurch eine sonnenabgewandte seite geschenkt. die frau bewertet die situation und ekelt sich dabei vor den gehaeuften objekten. sie sieht die letzten verbrauchten stunden. panik tanzt. das gezeichnete verliert abgeschlossen seine kurzlebige bedeutung. es ist besser als fernsehen, sagt sie sich. trotzdem hat sie lust sich auszuschalten. tal und geysir im koerper. die zimmerfenster sind jetzt duenn und spiegelgleich. auf der gegenueberliegenden seite werden vorhaenge sorgsam schnell zugezogen. die frau sieht ihre bauchschmerzen und traut sich nicht mehr auf den stuhl zurueck. jeder moment wirkt knapp und dreigeteilt. staendige ebenenwechsel. ihr ist schwindlig. sie findet keine handlungskette wieder. sinne sind grenzerfahrungen, denkt sie und hat gaensehaut am ruecken. die aermel ihres pullovers sind zu lang. sie nimmt die aufgehaengten bilder von den waenden, gesicht nach unten abgelegt, zieht danach ihren mantel an. ich gehe kaum raus, sagt sie und zoegert, als sie ihre haare kaemmt. sie legt die buerste ab. sie will nichts gelerntes mehr tun. draussen ist die luft warm und verbraucht. von dem entschluss enttaeuscht zwingt sie sich weiter zu gehen. es ist nicht das innere, das behindert. es ist der rest. sie stellt sich an der strassenecke auf die zehenspitzen um ihr gewicht zu fuehlen. motorraeder ziehen als laermende linien vorbei. betrunkene haengen ihre arme aus den wagen. die frau ist zuschauerin, delegiert das geniessen dabei portionsweise nach aussen. sie bleibt stehen, wo es zu erwarten ist und laechelt notwendig, ueberlegt genau. in einem beliebigen cafe versucht sie einen zeitungsartikel zweimal zu lesen und ihn jeweils unterschiedlich zu verstehen. ihr wird bewusst, dass beides richtig ist. das bereuen erlischt. sie hat lust wirksam zu erscheinen. die frau schreit nicht besonders laut auf, vergisst jedoch das gerufene wort augenblicklich. oder den namen. ein name ist auch ein wort. fast niemand schaut herueber. beim zahlen gibt sie erleichtert etwas mehr trinkgeld. geschmeidig streckt sie ihre finger aus. die kellnerin schaut beim verabschieden in ihr schweres arbeitsportemonaie. es verschwindet im guertel. das abdecken des tisches verlaeuft parallel zum energischen aufstehen der frau. die sitzeinheit wird stumm gereinigt. der stuhl beilaeufig zurechtgerueckt, das tischtuch fordernd straffgestrichen. blasse routine in dem austausch der gesten. eine indirekte entschuldigung fuer das erscheinen wird abgenickt. das ich ist tausendfache wiederholung, denkt die frau. sie nimmt diesmal den anderen ausgang. einen umweg an den anderen tischen vorbei. [pn]

vorspann

da wird etwas ins leere geworfen. in eine staubfreie umgegebung. sie haben das tageslicht erneut verpasst, denkt sie. das laufen in die nacht hinein bedeutet nichts. darf man nehmen, was man will? ich verstehe das nicht. nochmal. sie hoert die elektrostatische ladung im nebenzimmer. der ton des fernsehers ist abgeschaltet. sie bleibt auf der schwelle stehen. danke. die dunklen moebel sind mit plastikfolien abgedeckt. der deckenvenitaltor dreht sich gluecklicherweise. sie hat einen toten hier erwartet. stattdessen reibt sie in einem negativen gebet ihre handruecken aneinander. in ihren augen spiegelt sich der wunsch zu gehen. sie setzt sich in diesen schoenen raum. dies ist das land der kalten haende. sie faellt in sich zusammen. die moeglichkeiten verschieben ihr das puzzle. denken auf vorrat macht hier keinen sinn. sie steht jetzt und streckt sich. das schale leben fuellt sie wieder aus. eine gaensehaut geht ihr ueber den ruecken. ihr ichfeld um den koerper expandiert. sie greift nicht mehr ins leere, sie steht mit nackten fuessen auf der schwelle und handelt jetzt in wirklichkeit. [pn]

falsche elegie

die stadt ist ein dekor. alles ist zum beginn gezwungen. wird errichtet, waechst in seiner organischen unbekuemmertheit. einem benzindraengen, seitwaerts und vorwaerts. ein bewegungskranz, der risse haelt. entlanglaufen an scharf geschnittenen kanten. kommunikation, die modern geworden ist. aktive sprache, die in einem selbst spricht. das bewusstsein als oberflaeche. keines meeres, sondern eines wasserglases. er hat die sarabande von haendel im musikspieler. electricity von omd danach. hierzu stehenbleiben. aufschauen und herunterbeugen. koerper als werkzeug und hindernis zugleich. der fruehling beginnt mit posen. menschen behangen mit vorstellungen. die vielheit irritiert. schnell entsteht der wunsch eine bagatelle aus allem zu machen. alles hat seine eigene bedeutung. die zusammenhaenge sind entscheidend. praeferenzen. sehnsuechte. die kalte angst. die positionierung greift heraus, wie musik, die stimmungen herstellt. gedankenschlaegerei, das befolgen von inneren befehlen. niemand versteht wieso er lebt. alle behaupten und schlagen schaedel ein, die beachtenswert geworden sind. [pn]

ozonkultur

das absteigende der guten sommerlaune. ich mag die hitze der entbloessten koerper nicht. zurschaustellungen, die etwas offensichtlich instinktives in sich zu tragen scheinen. keine frage des geschmacks oder gar festigkeit und anderer eigenschaften entscheidet ueber dieses urteil. zu tode gesonnt. die ausgeschaltete kopfkolonie, liegend auf dem satten gruen. empfaenglich fuer wind. bier. und zaghafte kuesse, wenn gemeinschaft gezeigt und gefeiert wird. fuer die augen der spoetter, gaffer und stauner der gruppe in der unschaerfe der masse. feuchter kuenstlichkeit gleicht der appell an die blondinenhaare. danach parole. baeume als zeugen, dazwischen kreuzende radfahrer, staendig auf der suche nach einem ort zum stehenbleiben. [pn]

der biomechanische arm bleibt etwas beschaemt hinter dem ruecken

partikulare anziehung. futuristisches gebaeude mit wasserflaechen davor. achtzigerjahrephantasie: jemand hoert ea80 und empfindet nichts dabei. die oberflaechen sehen aus wie glas. welch armseliger vergleich. spiegelungen von standardisierten bueromoebeln, fensterfressen. schritte sind selten, es wird mit vorbehalt auf den steg getreten. general electric. illuminatenzentrale. nachts noch besprechung im weisshemd auf bodenhoehe mit dem betrachter. undankbarer ausblick auf parkende wagen, die nicht dem jahrzehnt entsprechen. doch? das abfliessende wasser klingt erbaermlich im genussversagen. dies ist der beruhigende aspekt jeder massnahme. der menschliche makel haftet allem an. alles ist versuch, taeuschung und formulierung. das licht hingegen faellt gierig und unbestimmt. alles verzehrt sich nach droge. in mir eine bekannte leere. verstellte blicke, ich kann keine schoenheit, nur mechanik erkennnen. die strassenbahn schlaegt wie zur warnung elektrisches feuer auf die leitung. muss das unvollstaendige oft das beeindruckenste sein ? ich bemerke, wie ich mich kopiere, verschwenderisch. repetetiv. eine schale versiegelung lastet auf mir. perspektivische schwankungen. entscheidungsgerangel. innerlich hoffe ich, dass es vielen aehnlich geht, damit ich einen anstand mir selbst gegenueber wahren kann.

in den augenwinkeln beobachtet mich der wachmann, den ich mit dem ruecken betrachte. keiner von uns will sich im wasser wiedersehen. polizei omnipraesent. lichterlose kitschige stadt. heute kein obst essen wollen. ich zerstaube in einzelteile. sammle ungern auf. troeste mich mit luegen der auferstehung, wille um wille geworfen. augenschliessen beim ficken. das licht ist erbarmungslos ehrlich. ich hasse meine abschweifungen, uebertreibe damit ich etwas zum leben und erhalten habe. charakterstarrer pappkamerad. destruktionsclown. zweifelspeicher voll. fahrradfahrerdilemma. ich schaetze die entscheidung des abbiegens. immerhin gefaellt mir noch etwas – sagte er. ich fuehlte mich ertappt, da ich ihr erzaehlspiel sah und mich selbst als figur erkannte. [pn]

stichstrecke

ubahn. rush hour. zwei arbeitskollegen(?) unterhalten sich :

sie : mein vater hat krebs.
er :meiner auch,darmkrebs.sie wussten nicht,ob der tumor boesartig ist.
sie : dann hat er doch so einen plastikdarm ?
er : ja.
sie : mein vater hat brustkrebs – als mann.

er steht, um auszusteigen.

sie : dann arbeite nicht so viel. schoenes wochende.
er : tschuess.

hier bleibt mir der apfel, den ich esse, im hals stecken.

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veranstaltung

eine lange menschenschlange im winter. wir imitieren russische vektoren, ohne lebensmittelmarken nur mit geld bewaffnet. da nutzt keine routine des armbandschauens, kein handzucken zu eingebildeter musik. als antwort nur das reine stehen. brave kalbsaugen, die sich gesellen wollen und muessen, da wir sonst in uns zurueckgeworfen werden.

trek hoert sich das gedicht an. lastwagengischt schluckt worte. er will den jungen mann besaenftigen, der handschuhlos das papier haelt. ihm aufbauendes sagen, bis ihm ploetzlich nichts mehr einfaellt und er nur noch an die eingeschaltete webcam in seiner wohnung denkt. trek stoert sich nicht daran. der junge stoert und schaut an den schultern der wartenden entlang die strassen ab. trek nimmt die eigene grosse hand und klemmt in ihr das fremde kinn ein : so siehst du doch nix, du depp, schau immer in die augen. was glaubst du wie ich journalist wurde. der augenblick. mir tun die augen weh und so weiter, kapierste?

die zeugen der szene wenden sich langsam ab, ohne die moeglichkeit einer rueckkehr zu vergeuden. den nahen frauen wird es peinlich. drinnen gibt es muckefuck und leise musik, sagt trek und klopft dem dichter auf die schultern. erst links, dann rechts. du wirst alles bald vergessen haben, so wie ich alles vergesse, verstehste ?

[pn]

das rauchverbot eignet sich nicht dafuer

milch mit messern drin.im vorbeigehen fasst mir ploetzlich ein tuerke an die schulter. sehe ich schon so fertig aus? eine frau folgt ihm einige schritte, dreht sich zu mir. geht gleich weiter.

in kurzer schwaeche des aberglaubens meine ich vom todesengel beruehrt worden zu sein. ich kann den sinn nicht einordnen. das fremde paar beraet jetzt am oberen ende der treppen. als ich hochschaue sind ihre koepfe in meiner kadrage abgeschnitten. sie scheinen sich nach polizistenart zu streiten. der mann lehnt am gelaender. rotgruene lichwechsel beleuchten alles durch die rolltreppenaktivierung. mythos treppe? showtreppe. still die treppen hochschleichen. treppensturz. ort des auf und absteigens – alles kann ploetzlich thema werden. ich schaue auf den fahrplan, um mich an etwas konkretem festzuhalten und verstehe die zahlenspiele nicht.

durch die kopfhoerermusik hoere ich eine frau laut nach hilfe rufen. ihr schrei geht durch mark und bein. eine einbildung? ja. synchronizitaet der ereignisse. ich lache zum ersten mal und reagiere nicht weiter. das nichthandeln der anderen menschen legitimiert mir meine ignoranz. wir stehen gemeinsam stumm im ubahn-warteschacht. zwei jugendliche haben sich auf den blossen boden gesetzt. schnell stehen sie wieder auf, nachdem ihnen die revolte zu kalt geworden ist. kompakte einheiten schwaermen die treppen herunter.

mann mann. frau frau. frau mann.

herrlich militaerische ordung. in den plastiktueten liegt immer bier. parallel klirren dazu goennerhafte gedanken aufeinander. oder die schneidezaehne gegen eine sektflasche. jung kaputt spart altersheime. und alt? ich kann samstags nichts veruebeln, auch ich ziehe mich ins innere exil zurueck. bamm! ein gleisarbeiter laesst die schranke zum alles verschlingenden ubahntunnel zufallen. ich sehe nur noch hand und arm in uniform verschwinden. als bild zurueckgebliebene beine in der unschaerfe. ein euphemismus faellt mir dazu ein: er ist ins wasser gegangen.

ich lache innerlich sehr laut auf. draussen bringt schienengeratter die attraktionsverkleideten durcheinander. komisch, die tuer-pneumatik riecht immer nach pisse. gedraengel: zwei klingonische frauen verlassen die ubahn. star trek-convention am ende der stadt in einer klammen lagerhalle. weihnachtslametta ist jetzt sternenstaub – in der phantasie geht alles. wir sind am film entlang erzogen worden. muedes laecheln fuer ein unausgewogenes zitat. identifikation ist rettung. was bedeutet das ? ich bin nicht dran. du bist. ich hoffe, dass sie nichts kaputtes ausser ihren vorstellungen heraustragen werden und steige mit einer gruppe rasselnder skater ein.

betablockerabteil. zwei alte halten sich tuechtig die hand. sieh mal an! fehlt nur noch grillenzirpen. ich stutze. ubahnwaggons haben gar keine abteile. betrunken sehe ich nicht mehr, wie andere mich betrachten.

ein dicker rotkopf schwankt umher und produziert ein gedankenspiel: einige stunden zuvor auf seiner betriebsfeier. der mann laesst sich gehen. heute druecken alle kollegen mal ein auge zu. er persoenlich schliesst genuesslich beide lider. der rest verzieht die schnauze und fuerchtet sich vor dem eigenen blinzeln und der damit verbundenen einsamkeit. die feier endet, nachdem alle anwesenden die schwierigkeit des einzeln-nacheinander-entspannens der augen festgestellt haben. kollektives kopfschuetteln ueber die schnelllebige moderne. immer diese weichen broetchen! in einigen tausend jahren hat der mensch eine kauleiste statt gebiss, sagt eine stimme aus der zweiten reihe. souveraenes raeuspern : immer das ziel im visier behalten! sagt der chef und kratzt sich irgendwo vor ahnungslosigkeit. auf-die-uhr-schauen und verabschieden.bis morgen, klaus! aber nuechtern. haha.

zurueck in der bahn : jetzt kann klaus frei und oeffentlich die ersehnte ohnmacht simulieren. im spass faellt er zu boden.heidewitzka ! ironiebefreite beissende fahne. eine arena bildet sich. halbkreis nach innen offen. eintritt frei. klaus` kollege sitzt meter entfernt und labt sich am einfallsreichtum seines einfachen freundes. er muss morgen noch die dvd zurueckgeben. zum glueck hat er das guenstige spezialangebot wahrgenommen. frohes lachen einer skinhead-handlung ergibt sich spontan bei ihm. oder hat er noch ueber klaus gelacht? es ist schwer einzugrenzen, da er es selbst nicht weiss.

paff! nichts passiert. sofort sind klaus&kollege von allen u-bahnnauten vergessen. irritiert und verunsichert hoffen beide wenigstens einmal aufzufallen. ihr finaler traum ist es ins fernsehen zu kommen. anlass egal. stattdessen faehrt im scheibenfenster die welt unbeeindruckt als asphalt vorbei. eine flaeche die nahtlos zwei raeume verbindet. die kamera faehrt zurueck, wird neu justiert. werbung draussen und drinnen.

mein bodenblick zeigt zu viele quadratische schuhe. schnitt. ich lehne mich in die sitzschale zurueck. halte und stosse partikel weg. unertraegliches rauchverbot. ich wundere mich, wieso ich auf der strasse keine haeuserdaecher erkenne. verortung ist truegerisch. wo ich nicht bin, existiert nichts. likoerpathos: zeitgeist ist das geniessen beruehrungsfreier augenblicke in anstaendiger grundnot. der totale geistige buergerkrieg. als guerillakaempfer gegen die mediale intelligenzija vertilgen wir den bilderhunger durch bilderproduktion: sagt der photograph und besteht weiterhin darauf, mit ph geschrieben zu werden. trotzdem herrschen banalsysteme. im kopf sind hindernisse und entscheidungsklappen eingesetzt. heraus quillt die gaenze unserer vollstreckung.

in der zeitung: chinesisch-islamisches erstarken wird realbedrohung durch den europaeischen zusammenbruch des selbstverstaendnisses.

in der groben wirklichkeit, die in keine schlagzeile passt, zieht sich der ohnmachts-suechtige mit rotem kopf wieder vom boden hoch. er ist der wahre kulturfaschist. die sinne reichen ihm vollkommen. selbst der nasse tunnelblick hindert ihn nicht mit seiner ungelenken koerpersprache folgendes zu sagen :

die aufklaerung eingefaltet zu tautologischen seitenblicken. zu fruehe selbstreflektion behindert neue handlungen. das ende der geschichte durch rueckbesinnung auf bereits gelebtes. schale second hand moden. musikalische loops. die tuecke der retrospektive ist die gefahr der selbstueberschaetzung. wo schon gestriges zum leitfaden eines imaginaeren morgen ausreicht, findet sich schnell falscher stolz. die festung europa beginnt nach angst zu stinken. arrogante erhebungen durch illusion der kulturellen vielfalt und der einigkeit der teilnehmer auf die vormachtsstellung. verkappte professorenfuerze. seht mich an! ich leiste den wichtigen beitrag durch absolute deckung meines inneren mit dem aussen!

das tanzen des betrunkenen ist meine theorie geworden. beim muedewerden sitzt mein doppelgaenger im nebenvierer. vierer? di-normierter vierersitz. die schuettelrasseln der skateboarder sind leiser geworden. die euphorie des wartens hat uns gerade ueberrannt. die bahn steht bereits zehn minuten unterirdisch. wie schoen.

kurz bin ich in der lage aufrecht zu sitzen. vertrautes zusammensinken kehrt wieder. zusammensinken – eine ueberschrift, die im weissblatt auftauchen wird. die neuen medien bestehen aus weisser schrift auf weissem papier. filme ohne bild. schweigen wird gold werden. hotels mit dunkelkammern steigen dann aus der erde. wellness beginnt heute und das neue ruhe-finden von morgen ist abosulute reizlosigkeit.
oft ausgebucht.

in der gegenwart: der treue hat sich hier niemand verschrieben. freundliche tritte gegen meine rueckenlehne. endlich fahren wir los. die anspannung abstellen, nichts wollen-muessen, trotzig gewicht aufladen. ironie der geistigen und koerperlichen trennung. alkoholische kopfnuss. saettigungsempfindung. nanosekunde der unterdrueckung im wahrnehmungsstottern der bewegung. blankpause zur ertraeglichkeit. jeder nervenimpuls fordert seine zeitspanne.

aendert sich das bild noch? erstaunlicher mensch mit zahnfaeule. die rippen sind einfach da und bewegen den brustkorb dennoch. manchmal herzschlagen. ich vergesse, dass ich nur im transportmittel sitze und kratze aufmerksamkeit zusammen, damit sie mich nicht verhaften muessen. denn es ist laecherlich wie ich aus der bahn aussteige. [pn]

totales environment

diese luege beginnt auch an einer kreuzung. wo sonst ? am schnittpunkt zweier geraden. unterschiede nur im ausgleich der geschwindigkeiten. die wartenden haben oft radkappen unter sich, andere brauchen nur die vertikale streckung, um signale zu empfangen und zu versenden. wo der koerper nicht mehr ist als zerebraler schwindelanfall stossen sich bewusste begierden aneinander ab, dann folgt die gruenphase. verfangene passanten. klebrige orte finden sich immer an meschenansammlungen. abfall in genussrueckstaenden ist neben imaginationsleerstellen der flanierenden geister in den raum gelegt. austausch und wunschefuellung durch begegnung. ein arsch, ein mueder arm, steigender blick. cinema direct. musique concrete. worthuelse wird zum stolperstein. kurzes kulturelles spiel gefolgt von befangenheit – denkt alles der banale mann.

ein ebenso banaler name kleidet ihn, den blondinenliebhaber. er stolpert den frauen hinterher. elektrischer eklektiker, mit tschibo – digitalkamera. abstand halten ist sehr wichtig.

die angstbereiter-polizisten nennen ihn spanner-hans, halten die trillerpfeife im maul, waehrend sie im dienstwagen um die haeuserecken gleiten. danach spielen sie karten.

hans ist ein redundantes wesen, er gefaellt sich in der vorstellung ein evolutionaerer baustein zu sein. eine treppenstufe, die naechste genrationen endgueltig zu formalmenschen machen kann. frontalmenschen, verbessert sich hans. er hasst es fehler zu machen.

die eigenschaften der welt konsumiert er still, nur manchmal droht ein seufzen ueber seine zaehne zu rutschen, wenn ihn eine lieblingssorte wurst enstellt. gesichtslappen statt backen, eine hakennase darin versenkt. hans haelt sich fuer einen schoenen mann. immer wenn neben ihm der buergersteig gefegt wird tritt er naeher heran, um seinem augenblick beizuwohnen und ihn auszukosten. in den schritten der fremden hoert er rufe und bitten nach seiner anwesenheit.

stoffhose, dunkle stoffschuhe. heimlich ohne sohlen. flecken am hemdknopf unterhalb des adamsapfels. auf dem schaedel sind haarflaechen aufgespannt. die ohren ragen inkonsequent aus dem haarkranz. der kopf sitzt auf einem doppelt gebrochenen giraffenhals. holzast staendig in der hand.

hans sieht sich ploetzlich in eine apotheke laufen. rueckwaerts durch die lichtschranke. die warnglocke des kunden. eine alarmanlage, die gefaehrdung durch handelssituationen ankuendigt. hans hoert nichts. er ist omnipotenter betrachter seiner selbst. auf zweiter und dritter ebene liegt er zappelnd auf der personalplattform und betrachtet sich.oft kann er es sich nicht verkneifen auf den eigenen kopf zu spucken.

hans erwacht wieder. koerpersaft steht im regal. hans lacht. hustensaft ! er hustet beim lachen, bis apotheker (ohne artikel) vorwurfsvoll durch den ganzen laden schaut. hier kauft der gute deutsche also gesundheit ein?

deutschland? fuer einen augenblick ist es nicht klar woher die frage kommt. eine gelenkige frau aus der mitte (a) der gesellschaft (b) des raumes schlichtet den streit, indem sie mit doppelten fingern auf erschrockenen apotheker zeigt, der in seine geheimnisvolle hinterraeume verschwindet.

spanner-hans springt in einem satz hinterher und apotheker an die gurgel. er vermutet etwas schlimmes. beim festdruecken schaut er sich um: hier werden keine salben gemischt oder pulver zerstossen. hier hat der apotheker – die stimmung droht fast ernst zu werden – eine junge frau an die heizung gebunden. der rock fehlt ihr, eine schere hat die locken abgeschnitten, loetkolben und zange liegen strahlend sauber auf dem beistelltisch im stil der fuenfziger. kokosduft eines toillettensprays. streng. die frau hat sich eingenaesst.

hans schliesst leise die tuer hinter sich, die haende krampfen, obwohl doch jetzt der widerstand des eingedrueckten kopfes der apothekerkehle fehlt. die fremde dame im verkaufsfoyer reibt badesalz auf ihre haut. es geht schliesslich um vertraeglichkeit. immer.

sie schaut auf : das steht ihnen aber gut! sagt sie und zeigt auf apothekermantel-hans.

mit neuem image verschwindet dieser jedoch bereits im strassenbild. nur sein abbild in der linse der ueberwachungskamera brennt sich in den alten bildschirm ein und zieht schlieren. auf dem brustkorb des ex-apothekers liegt ein zettel: danke hans!

p.s. die frau ist fuer einige jahre gerettet. versprochen.

[pn]

filmregen

rasenflaeche. ich sitze auf der steinkante. selbst der russe neben mir spricht ueber neuordnungen und politische bildung. da hat er absichten insgeheim in sich geschoben, die keiner der hier anwesenden erfuellen kann. er telefoniert. ich drehe mich ab, mit dem styroporbecher in den haenden. sofort wird mir schlecht. geworden! er lacht ueber sein deutsch. integriere dich, meint er zu mir, als ich den kaffee wegschuette. er beginnt, ohne dass ich mich wehren kann :

in unserer zeit ist selbst ein stuhl zur suende geworden. wieso? da das sitzen unerhoerterweise zum selbstzweck geworden ist. geworden! nicht aus gruenden der faulheit, da diese ja nur im vergleich betrachtet wird. im gegenteil, es sind aesthetische gruende.

er amuesiert sich ueber das tempus, als sei es gezeitenwechsel an einem verdreckten strand seiner vor-vergangenheit. die leute koennen selbst in sibirien im sommer durch fluesse steigen und an buchten im meer versinken, bevor der eisboden nasenbrueche fabriziert. er haelt eine unsichtbare flasche an den hals, schlaegt mit zwei fingern dagegen und lacht sein so-geht-das. woher diese freude? ich habe mich bereits mehrere schritte entfernt, als er mir gruessend entgegenkommt. dem putin ganz aehnlich, denken die teutonen im park und greifen nach heruntergefallenen muenzen. du bist gar kein russe, sage ich und will ihn nicht durch willkuerliches raten verletzen. da haben wir alle noch einmal glueck gehabt. niemand wurde totgeschlagen, wenigstens in den naechsten vierhundert minuten in dieser stadt. da lacht er wieder, diesmal wohl ueber eine dilletantische moral am anderen ende der leitung. [pn]

die zeit war aber wuetend auf alles

langweilige monologe haben keinen anspruch auf heilung. vielleicht sagten die aerzte damals nichts, aber ich nehme schon zuviel vorweg. den abstand zu planen ist zu meinem beruf geworden. jahrelang interesse heucheln, um dann in erweckungsstarre zu beginnen. wenn ein tag mit ansteigender zahl mich einholt und die monate sich rapide beschleunigen, habe ich das gefuehl einen leierkastenspieler anzuhoeren, der fertigwerden will, der sich selbst schon satt hat. das datum wird zu einem klumpen mit kern, macht den kopf erbarmungslos muede, dass ich mich frage, ob ich wirklich erwacht bin und ohne traum. [pn]

zeit kritisch vor dem fernseher verbringen

in der stadt gibt es eine brutstaette der voegel, an der die laeufer erde aufruetteln. durch stampfen ihrer beine und gewichtsverlagerung verstaendnis fuer den eigenen koerper wecken. das zischen der kalten schwaene stoert sie ebensowenig, wie die blicke der sitzenden. stempelbewegung, flaschenklirren um die geborgenheit ihrer gedanken. so grausam ihr lebenswille und scheinbar vollkommen, kein wort haelt sie auf. passanten photgraphieren uniform mit telefonen alle voegel tot. sie wirken dabei ungelenk wie die kueken. der schwanenhals mit grossem kopf am wasser, eine fuetterungshand reicht etwas. gideon lehnt die augen zur seite, folgt den geraeuschen im koerper, stoesst von innen an das trommelfell. eine frau tritt heran, hochgewachsen birkenhaft. gideon sagt: du scheinst etwas im haar zu haben, unwillkuerlich. ueber der szene bedeckt sich der himmel, er kann niemals bedrohen. die aufgehaengten flaggen bedienen die furcht. die frau spuert fahrraeder im park. hohn neigt sich, wie eine
roehre, von gast zu gast. im hintergrund ein polizeieinsatz. [pn]