als die futuristen mit wut im augenwinkel das einschliessen der sonne in einen betonkubus einforderten, gelang es ihnen nicht von der zerstoerung der natur zum ueberziehen der armbinde eine atempause zu lassen. tropfend vom saft der heilsversprechen erstarrte ihre stimme und kein neues kunstlicht fiel auf die maschinenszenerie, keine beschleunigenden botschaften, nur leichenberge stapelten sich im himmel auf. [pn]
die absicht balanciert vorsichtig auf dem tau der taten,
wozwischen ist es gespannt?
[pn]
goedel stuetzt sich an der tischkante. der apfelstrudel ist noch auf dem teller. die gabel steckt in der kruste, senkt sich zur seite nach und nach. kampf um die kontrolle. kurt stellt die gabel wieder auf, obwohl er kein physiker ist. ich kannte albert einstein, denkt er, es irritiert ihn, da er in einstein eine persoenlichkeit sieht. er betrachtet den weissen teller mit blauem rand, nach einer handbewegung liegt alles auf dem teppich, in einem lichtbild, durch das sonnenlicht gesteckt. ist dies eine zahl? er schaut seine hand an und dreht sie. es ist eine alte hand geworden. goedel denkt, er wurde schon immer fuer das denken bezahlt. ernuechterung ist ein unangenehmes gefuehl. sie wiegt mehr als schmerz, da sie eine taeuschung enthaelt. sterbe ich schneller? goedel betrachtet die hautschuppen, den muskel, der sich hebt, wenn ein gedanke in ihm will. die falten auf der haut erscheinen so, als haette er sie zum ersten mal gesehen. bei welcher bewegung sind sie entstanden? bei einem haendedruck, beim oeffnen einer tuer, bei der beugung der finger an einem frauenhals ? wo ist adele ? goedel blickt sich um, er sieht die buecher an den waenden. sie machen ihn besoffen. alles besteht aus gedanken, alles. er spuert ein licht im kopf, laesst es dort gerne liegen. die beine machen einen gang zum fenster, die hand greift nach der braunen gardine. goedel fuehlt den stoff. unwillkuerlich lacht er auf. er fuehlt sich als sei er der letzte gegenstand in einem raum. als sei er eine andere farbe, oder ein anderer ton. bei allen gemeinsamkeiten mit der welt bin ich doch allein. er stellt die gabel wieder auf. steht wieder am tisch. adele ist auch alt geworden. goedel dreht die photographien in den rahmen um. er will sich nicht sehen als jungen menschen. sein geist fuehlt sich jeden morgen neu geboren und ist berechtigt eine entschuldigung auszuspucken, als sei es bloss sein erster tag. wie jeder erste schritt, ist der geteilt in angst und freude. unbehagen vor entscheidungen, das er in sich getragen hat. jetzt weiss er nicht, was er meint, wenn er verlangen hat nach impulsen, die ihn vorantrieben. an seiner tafel zieht er ein paar zahlen auf, nur um die konturen in sich aufzunehmen. addiert ein wenig, bleibt ganz schlicht in dem beruf. sie haben eine berufung, herr goedel. es ist uns eine ehre sie hier zu haben. so lachten sie und waren froh nicht selbst verloren zu sein. goedel spuert die ebene auf der er denken kann, stellt die kuchengabel wieder auf. adele ist verschwunden, sie haben sie genommen. krankheiten ueberall. dafuer gibt es ein krankenhaus und aerzte, die er schon immer bewundert hat. ihre handlungen sind weniger abstrakt. machmal schlug er einen nagel in die wand. nur um die wirklickeit zu spueren. er hoert gerne zu, wenn andere sprechen, es zerstreut ihn. goedel merkt, dass er im kreis gegangen ist. in einer ellipse vom fenster zum tisch, dann naeher an den teller gebeugt, die schaerfe verlagert sich, die augenmuskeln zerren, das gleichgewicht wird gefunden, stromschlaege im kopf, rueckkopplungen, dann vielleicht traenen oder ein kratzen oder wort. kurt trinkt ein glas wasser, spuert zahlen auf der zunge. nichts beruehrt sich wirklich. alle quantenteilchen stossen sich voneinander ab. ich habe nichts in meinem leben beruehrt. ist das meine wissenschaft? es ueberkommt ihn das wasser auszuspucken. das fenster klemmt beim oeffnen, er muss eine uhr von der fensterbank nehmen.im mund wird es warm. goedel spuckt das wasser in den busch, sieht die wasserbrocken zerreissen, in der gravitation um zusammenhalt kaempfen. ein flugzeug zieht im gleichen moment vorbei, wirft einen schatten auf die haeuser, ein passagier schaut aus dem bullauge auf goedels haus und lehnt sich dann zurueck. er sitzt im heck der maschine, spuert dort wie sich der koerper von einer anziehung befreit. goedel kennt den mann im flugzeug nicht, es ist der vater von dem krankenpfleger, der jetzt an adeles bett steht und einen arzt holt, weil sie schwerer atmet. ihr ist das gesicht schon leer geworden. sie kann sich nicht um kurt kuemmern. ihr letztes gefuehl ist verantwortungsbewusstsein. der schlaf, der ueber sie kommt, schmerzt nicht. goedel schliesst das fenster und stellt die uhr zurueck. er denkt an sein unvollstaendigkeitsgesetz, als er den kuchen betrachtet. ein wespe hat sich auf ein apfelstueck gesetzt und im zucker verfangen. ein fluegel klebt fest, riecht jetzt nach zimt. goedel holt eine pinzette vom sekretaer. er ueberlegt, ob er die wespe befreien oder hineindruecken soll. [pn]