wollen mitten finden
schlechte filme beginnen mit erwachen. schlechte geschichten mit personenbeschreibungen. schlechte menschen sind mit regelwerken behangen. sie machen sich laecherlich indem sie ihre scheuklappen bei jeder begegnung neu straffen und am scharfen sichtrand vorbeischauen. artig und gefraessig zugleich. akkordeonmusik begleitet die schritte. objekt und betrachter muessen ploetzlich eckig gehen, damit verstaendlichkeit in alle elemente zurueckgeschuettet wird. die entstehenden wirklichkeiten strahlen parallel aneinander vorbei. alle bekannten worte werden zum formulieren von wahrheiten verbraucht. vielleicht sind wir innen beschaedigt und wuerden unter anderen umstaenden aufmerksamer sein, genauer sprechen und tuechtig nachdenken?
hans stellt fest, dass ihn der eigene verstand hier im halbschlaf truegen will. er hat jetzt vor sich auf die reinen sinne zu konzentrieren. hinter den vorhaengen arbeitet die stadt wie unter granatenbeschuss. hans schlaegt muede seine augen auf. setzt sich aufrecht ins bett. er ist in kleidung eingeschlafen. graue hose mit weissem hemd und brandloechern. marschmusik im radio. hans arbeitet fuer den staat, der stark und allmaechtig ist, aber trotzdem lediglich herr ueber ein plastikreich. hans isst waehrenddessen sein fruehes brot. vor den fenstern explosionen. all der zukunftskitsch ist endlich da. hologrammbespannter werbehimmel und freischwebende wagen, die die welt vollstaendig kartographiert haben. unter gleichen roboterhieben, die hans die nahrung in fabriken bereiten. rotorenlaerm. hans schuettelt den kopf und legt das notizbuch zur seite. er schreibt seit gestern seine traeume auf. tumult und autohupen vor dem haus. diesmal hat er naiv von der zukunft getraeumt. lachend stoesst er erleichtert die luft aus. bis auf die arbeit in der ueberwachung ist alles erlogen. laehmungsgefuehle. er haelt sich erschrocken am tuerrahmen und holt den sauerstoff. hans spuert nach jahren wieder seinen herzschlag.
ein lastwagen faehrt am hochhaus vor. holzpaletten sinken knirschend in den kies. die moebelpacker heben jetzt einen weissen fluegel von der pneumatischen hebeflaeche. der besitzer steht verstoert einige meter abseits und schlaegt seinen kragen hoch, als es zu regnen beginnt. eilig wird die plastikabdeckung verstaerkt. dazu schallender arbeiterjargon. in einem halbkreis um die entladung sind menschen auf die knie gesunken. die traenen steigen ihnen in die augen. ihre kinder zerren ungeduldig an den ausgestreckten armen. die freudenschreie werden unterdrueckt. niemand von ihnen hat ein instrument gesehen. in andacht verfroren achten sie nicht auf regenstiche.
hans weint, als er den fluegel aus seinem fenster sehen kann. damals hat er das gerede auf den hausfluren nicht ernst genug genommen. er schlaegt sich zur strafe mit der faust ins gesicht und muss den kopf ueber die kuechenspuele halten, da blut duenn aus der nase fliesst. er aergert sich, dass er jetzt gezwungen wird ueber dem becken zu bleiben. gleichzeitig ist er froh darueber sofort gehandelt zu haben. nichts soll im inneren als reue zurueckbleiben. er schaut zur uhr und ins becken zu den blutwirbeln, die im wasser verschwinden. minuten seines lebens vergehen. er mueht sich dabei ruhig zu bleiben und zaehlt die fliesenlfugen.
ledergurte finden position in glaenzenden karabinerhaken. der fluegel steigt langsam im regen. zeigefinger strecken sich. der vorsteher arbeitet ausschliesslich in grossaufnahmen. qualtitaet bringt geld und macht selbst reiche schwach. er hat bei dem gedanken einen steifen. dieser vorplatz ist seine verdiente buehne. wohlwollend dreht er mit dem koerper zuegige halbkreise um sich dem herbeigestroemten fensterpublikum entgegen zu drehen. eine hand waescht schliesslich die andere. muskelspannung dank tv-erfahrung. durch das staendige scheibenoeffen drehen sich sonnenreflexionen ueber den platz, die gesichter dabei uebersteigen. zuschauer oeffnen darin erste bierflaschen. die kronkorken werden meist heruntergeworfen. es macht keinen unterschied. alles findet seinen platz. [pn]
Kategorie: junkieausrede
Schlagworte: dystopie, impression
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