Texte mit Schlagwort‘impression’



film ueber vegas

der cowboy mit der winkenden zigarette wird immer gezeigt, grelles neon selbstverstaendlich. alkoholische spieler und alkoholische nutten suchen zuflucht. der mikroskopische krieg in jedem einzeln aufgeblasen, private schulden eingeschlossen. dieser ort betoert nicht anders, als die uebrigen. umso schlimmer, dass buntes licht in den schaedel faellt. keine uhren an den waenden, reisswolf im hals. blondinen mit roten augen ueber verschuettem salz, das streit vorraussagt. am kantstein halten sich betrunkene neben schwangeren die baeuche fest. schlechtes essen, frisuren mit bunten spitzen und ansaetzen. amateure mit kurzen ideen und in sich verstellten sinnesfreuden. die ereignisse sinken ueberdeutlich und gleichzeitig nieder. die zweifach gebrochene nase einfach im wind verheilen lassen, ins betaeubungstapeten-casino gehen, die zierfruechte im inneren anfassen. geruchloses wachs. ueber den besuchern sind roentgenstrahler an die decke montiert. dem geld ist es egal. krebskrankenhaus an jedes plastikschild gereiht. die lippen der patienten champagnerverbrannt. krawatte mit brandloch, gerissene achillesfersen, die fortlaufen und selbst ein naehertreten verhindern. zusammengeschlagene arme um den koerper eines polizisten im krankenhausgang. an ihm vorbei und genauer: bruder jackpot. [pn]

retour-uebersetzer

entlassungswelle? deutlicher, herr ansgar, sie haben ja schaum auf der jacke und schmutz um die mundwinkel. jetzt setzen wir uns
erstmal und besprechen in ruhe unsere situation.

im selben augenblick klopft es an der tuer, die leichtbekleidete junge sekretaerin geizt nicht mit geschmeidigkeit, als sie die tassen auf den eisenholztisch stellt, das tablett ins rechte licht rueckt und die haare offen knetet. sie laechelt ihr entlassungslaecheln. beim hinausgehen goennt sie ansgar einen ausgehnten blick auf ihre auslage. der direktor schaut, als haette er einen koestlichen herrenwitz erzaehlt: ein minister hat seine brille im bordell vergessen. das zwinkern verkeift er sich knapp, sie verstehen? er schiebt ansgar das formular zu. dieser muss mit voller armlaenge ueber den tisch greifen, dabei leicht aufstehen und selbst jetzt beruehren sich die haende nicht. beide federhalter versagen beim schreiben. der direktor drueckt einen unsichtbaren knopf an der schreibtischunterseite und sagt mit rollender stimme: fraeullein, wuerden sie bitte einmal? dann warten alle, auch das fraeulein vor der tuer, auf ihren moment. [pn]

das theatralische aufstehen ohne die zuhilfenahme der anderen

im buero. ich stelle fest: die klimaanlage ist eingestellt, dass man sich an der kaelte verbrennt. mir gegenueber sagt der mann: dieses oxymoron ist ein unnoetiger vergleich. sie haben den knopf doch vorhin selbst abgerissen.

wir sehen die atemkristalle zu boden fallen. in der muetze und dem geliehenen pullover sieht er wie ein stoerrisches kind aus. ich klopfe die akten auf dem holztisch gerade, das geraeusch klingt angenehm klar. das kind schliesst die fischaugen, er moechte meinen erklaerungen nicht mehr zuhoeren, ist dazu gezwungen, mein armer praktikant. aussergewoehnlich langsam zeige ich ihm jeden arbeitsschritt. verziere mit unnoetigen ausschweifungen, expandiere jedes wort und jede fachbezeichnung. selbst ein einfacher vorgang, wie das vorschriftsgemaesse entsorgen delikater akten oder das abheften einer notiz weite ich zum staatsakt aus, beschmiere alltaegliches und selbstredendes mit wichtigkeit und wuerde. an dem winkel seiner schultern, die er links und rechts vom starren hals abhaengen laesst, sehe ich die schwere seiner langeweile. er nickt und folgt eifrig im glauben so meine ausfuehrlichkeit zu daempfen, er will durch exakte ueberlappung und richtigkeit die zeit antreiben. der praktikant wirkt hilflos, als wolle er irgendwo mit spielgeld bezahlen. ich blende ihn, drehe mich von jeder arbeitsposition leicht weg. das scheue blitzen in den augen zeigt mir die hoffnung seinerseits. sollte dieser schritt schon ausgestanden sein? beendet? willkuerlich fuege ich deshalb zwischenschritte ein, erklaere etwas kurz vor teppichrand und lueftungsrohr. der starre hals muss wie eine puppe blicken, folgt meinem zeigefinger, der wie eine peitsche herumschlaegt. inkongruent erzaehle ich banales, das vom tonfall heiter wirken soll und mache ein unfreundliches gesicht dazu. bei ernstem und entscheidungsgrenzen beklopfe ich ihn kumpelhaft und verzerre den mund zum laecheln, lege sorgenfalten auf die stirn und halte mir die seiten. im anschluss schon den naechsten beweis auf den lippen. zum thema: die tischraender. gefahr am arbeitsplatz erkannt? frage ich. der mann hat seine eigene stimme schon seit stunden nicht gehoert und ist sichtlich verbluefft angesprochen zu werden. unsicher glaubt er an eine list. wuetend spanne ich die hand in die raumluft, dehne die gelenke. das gas knackt erfreulich. beim durchdruecken der haende beachte ich den praktikanten nicht mehr. am letzten knochen bleibt das geraeusch aus. jetzt liegt die genugtuung auf seinem gesicht. ein spiegel ist so aufgehaengt, dass man uns beide aus einer bestimmten perspektive im anschnitt sieht. eine gruene zimmerranke waechst ihm aus dem kopf. ich trete den bestimmten schritt zur seite, jeden augenblick darauf gefasst photographiert zu werden. [pn]

ausweise bereithalten

den mund erschrocken ueber dem hals zu bedecken faellt leicht, als der nieselregen einsetzt, der krankenwagen um die ecke biegt, an der sichtkante auftaucht, den passanten gleich, deren temperamente an der gangart nach wetterlage erkennbar sind. gaffer suchen sich augenblicklich unter den regenschirmen zusammen, die jetzt spontan geteilt werden. lohnenswert der schlechte atem dicht im nacken. spritzwasser von ellenbogen, das jacken dunkel faerbt, solange am umgestuerzten fahrrad die speichen sich noch drehen. das vorschieben zoegerlich, umstellt die menschentraube die personen am boden. jeder notarzt muss diesen ring durchbrechen, tonlos, da der fluchtreflex oft ausreicht. die rote weste warnend mit den utensilien bestueckt, aerztekoffer daran, mit armen und eilenden beinen, hinter denen die trage folgt zur blutenden frau mit verdrehtem bein und kind, blassgelegen. durch die menschenkette ohne lichter, hinein in den innenhof der betrachtung. am schauplatz werden positionen besetzt. selbst bei unglueck greift ein katalog an handlungen, offizielle dirigieren unter rueckenstoessen. wie eine zurueckgezogene welle sammelt die stroemung auch unbeteiligte auf. dankbarkeit fuer sichtbares. der arzt sagt nach zahlen und medizinerlatein einen satz, auf den alle warten: hochschauen zum eintreffenden hubschrauber! er landet sanft. gleichzeitiges festhalten der sommerhuete, vulgaeres hochreissen der roecke. im regen faehrt die kamera asymmetrisch zurueck, legt in der totalen den blick auf die umherliegenden haeuser und felder frei, um blaulichtvermischt im regenvorhang zu verschwinden. dort gibt es interessanteres, als einen fahrradunfall ohne helm. das kind ueberlebt. was der arzt jedoch zum zustand der verdrehten frau sagt ist bereits unhoerbar und undeutlich genug zum abwenden. [pn]

idylle

heute wieder irgendein stadtfest. das heisst, dass der allerniederste abschaum mit schraeggestellten gesichtern durch die strassen wankt. geschmackloses deodorant in der strassenbahn, selbst die sonne verzieht sich, laesst raum fuer das bunte feuerwerk, grausam einfache ablenkung fuer die unverspiegelten stauneraugen. geifer an den lefzen, die muender von bierflaschen zerschnitten, es wird wieder gruende zum groehlen geben und brustklopfen, gieriges koerperlecken und einschlafen im morgengrauen. am naechsten tag laufen die samtleichen durch die pfuetzen, florentiner im guertel, kraempfe in den koepfen. heute am tag des vorausschauens klebt die zuversicht wie duenne wunschfolie ueber jedem kinn-stirn brei, macht den augenblick beachtenswert, stillhaltende ooh und aah-rufe beim budenzauber. einige rippenstoesse sind auch zu sehen. hatten die wanderer in den waeldern noch angst vor aufhockenden und kraefteraubenden waldgeistern, so zittern die zeitgenossen bei jedem doppelbild.

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harpune

der stotterer zwingt sich still zu sitzen. wir fruehstuecken unfreiwillig zusammen. ich bekomme mein muesli nicht herunter, waehrend ihm klebrige stuecke kaesebrot aus dem mund auf den tisch fallen. grosszuegig sehe ich darueber hinweg, mein blick ist kein strafen, auch wenn der stotterer seit fuenfzehn minuten an einer silbe festhaengt. rot sein haupt, er schlaegt mit der linken flach auf den tisch, beugt sich vor. mir krampft der magen, ich trinke saubere buttermilch. merkwuerdig fromm ist der stotterer geworden, geht gerne zur arbeit, in die denkfabrik.

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text ohne einfuehlung

die flintenweiber werden mit den gewehrkolben erschlagen. wir haben den lagrangepunkt erreicht. in der kneipe wird es zu hell, zu eindeutig, alle tragen billiges. die waende sind papierbehangen, jede beschreibung wuerde in die irre fuehren. hier reichen die blossen koordinaten. der raum geteilt in passgenaue luecken fuer die besucher, alle werden gleich belueftet. die schizophrenen riechen nach ziege. du sagst: ich habe neue worte verlernt, kann manches nicht mehr sagen oder schreiben. ich empfinde die beteuerungen als wahr, weil ich mir symbolisch mit dem kellnermesser in die daumenkuppe geschnitten habe. zuviele pflaster an den haenden, auch beim im arm halten und einschlafen. vergangenes bewerten, gleichzeitig kommendes anschauen wollen. jede handlung ein wechselspiel, das sich ereignet. wie verstoerend kompliziert ist selbst das simple raumdurchschreiten. das beinheben bleibt stecken in stotternder zeit, muehsam das losgehen, ohne zuvor die schritte im kopf zu hoeren, einem selbstbild zu erliegen und sich dem umkehrschluss zu straeuben. beissendes vibrieren. der raelitaetsschock zieht lautlos den untergrund fort, niemand lacht dabei, die haut wird kochend heisser wachs, stellvertreterhandlungen jetzt bei allen gleichzeitig, am selben tag ein befehl : droehnende einigung, die elektronische musik webt uns ein. das sichstressaussetzen nicht mehr als animalisches prinzip. ich finde mich an der theke beim bestellen von alkohol wieder, hier zaehlt die demokratie des staerkeren. unterschiedliche waffen, augenaufschlaege neben mir, zappelnde geldscheine auf der anderen seite. der durst macht blass schoen und gleichgueltig. viele paare gestehen sich die in diesem augenblick liebe. die ersten passagiere tanzen, da sie sich vergessen koennen. die aufwachenden verlassen die tanzflaeche und wippen mit kopf oder fuss, weil sie die absurde motorik nicht ertragen. aufwachen beim tanzen und sex. vulgaeres geniessen ist der einfachste weg sich mit einfachen strichen ein ego zu zeichnen, wenigstens einige minute haltbar zu machen. das ich wird staendig uebersalzen. der definitionsdruck verschwindet trotzdem nicht, sagst du. ich muss aufschauen davon. ich sehe nicht, wie vor der kneipe zwei wagen nebeneinander die strasse herunterfahren. sie ziehen meterweise aneinander vorbei, ein jeder einmal im vorteil. der hellere spielt cellomusik aus lautsprechern, im inneren sprechen wir wieder ueber holographische staedte und die unnoetigkeit der individualerfahrung. als medienkonstrukte sehen wir das aussterben des anspruch auf persoenlichkeit mit einem lachenden und weinenden auge. die von allen gefuerchtete konformitaet wird durch uebetreibung des aeusseren geradezu beschleunigt. ja ja, bunte abgrenzung, verlust von opportunen befuerchtungen. warenhaft bereiten wir uns auf den paradigmenwechsel vor, werden uns letztendlich zu gott entwickeln, allmaechtig und gelangweilt, setzt er den zustand zum ursprung zurueck, um sich, aus uns heraus, neu zu erschaffen. ein aufatmen ist hoerbar. endlich, sie dimmen das licht. [pn]

aus dem leben eines minenraeumers

so charmant, dass ihr gewartet habt. ich verhalte mich so, als haette ich nicht die absicht gehabt, bei einer anderen liebschaft zu klingeln. in absehbarer zeit fahren die bahnen wieder. dein raucherhusten zieht die voegel an, ich schaue auf und habe die gleiche sicht auf die strasse, wie alle vorherigen personen.

dort wo sie verwirrt war hoerten wir das glockenklingeln, nicht woanders, an keiner anderen stelle. hier auf dem plastikboden fanden wir ruhe und konnten zuschauen, wie jemand anderes unterging. keine schmalen hueften, keine freudlichkeit, offenbar waren alle anwesenden gleich. wir haben das konzert gesehen, waren enttaeuscht, konnten am naechsten tag nicht rechtzeitig aufstehen. alles was man verquollene augen nennt, soll ausgeschaltet werden. an ihren haaren finde ich mit einem schnellen blick keine anstecker, keine zierde. wie soll ich sie in der menge widerfinden? an der taille? ansonsten bin ich beschraenkt auf vermutungen. ihr name ist offengesagt eine schnell zu vergessende sache. ich kann mir namen nicht merken. notgedrungen stieg ich hier, manchmal dort aus, legte mich neben unbekannte koerper, schloss mich dort ein, wo es sicher war. es ging immer weiter. wir haben uns die persoenlichkeit nicht erschaffen, sondern nur ersehnt. abends, wenn aufwendige getraenke verzehrt wurden, konnte ich mich im schwarz fremder haare niederlegen. eine frau fragte mich neulich, ob ich nur bruenette lieben koennte. ihre haare waren blond, der strasse gewidmet. mein name fiel oft, wenn sie sprach. ich begehrte nichts, fand mich selbst genuegsam verschlossen in bewegungen wieder, die stolz waren aber ohne herz. in einem anderen land waere meine handlung eine stuetze, hielte aufrecht, fabulierte sie verwirrt, sie hatte sich in mir verfangen. oft schaute ich dann auf die verflossenen jahre zureck und stockte kurzzeitig und verwundert ueber die dinge, die mir zugestossen waren. selten, schwertweise denkend, wurde auch ich geliebt. dann brauchte ich keine maskerade oder grosse offenbarungen, sondern nur die strenge stille meiner anwesenheit und das statische rauschen der abwesenheit. in der betrachtung der vergangenheit sehe ich dinge versteckt, die zwangslaeufig stattfinden mussten. diese wohnung und die vorherige und selbst die zuvor waren zufluchtsorte einer danach stattfindenden handlung. ich haette niemals begehren koennen, wenn nicht fremde abscheu im weg gestanden haette. ich habe niemals zugelassen , dass ich als person auch liebe halten kann. dies ist der grund, wieso ich immer verlassen wurde. sie hat den kerker nicht ertragen koennen, dabei war es gleich,dass ich bereit war ihr die sterne vom himmel zu holen, die wir einst gesehen hattten.mein lachen nur aufgemalt und abstossend. bestaendiges fortschaffen in die fremde, in einem fremden land. [pn]

der zermalmte hund

kopschmerzen,
an der spitze ist die leere suess, bricht diese ab fliesst eiter. lassen sie sich nicht aufhalten. jederzeit ist eine kontrolle moeglich, wird ausgefuehrt. die stille, die hinter den brillenglaesern sitzt ist eingetrocknet. wundmale lassen sich nur schwer finden. einen arzt erkennt man am stethoskop oder kittel, nicht am gesicht.

abends im laternenlicht gehen wir spazieren, unterdruecken dabei freiwillig eine welt. nur die baumkronen empfinden das gelbstichige kunstlicht als nahrstoffarm. E120 ist die klassifikationsnummer des farbstoffs in deinem campari, eingestanzte laeuse, vielleicht trinken wir deshalb so gerne den chininsaft. angebliche horrorgeschichten der lebensmittelindurstrie, die unterhaltsam von ihren wahren schrecken abhalten. ploetzlich ist es tag, mir kommt es vor, als sei der sproede schlaf umsonst gewesen. er deckt die traeume des gestrigen tages zu. heute folgten anrufe der verzweiflung, versuche der konzentration am telefon, umstossende bemerkungen. glatte sommerbeine, eingelaufene kleidung, verwaschene gesichter. gespraeche unter uns, die verdoppelt wirkten. zum ersten mal fuehle ich den boden in dieser stadt, die langsam in mich einkriecht. im hellen schwitzt sie, schiebt passanten umher, nachts schliesst sie in klimatisierten fahrten oberirdisch koerper ein. du siehst jetzt anders aus vor dem bauzaun und den abgestellten fahrraedern. an der station haengen die menschen und trauen sich jetzt alles im halbdunkeln, was ihnen im sonnenlicht zu grausam oder peinlich erscheint. aber da irre ich mich erneut, du ermunterst mich zum hoffnungsvollen glauben, selbst wenn du an den falschen stellen lachst, wenn ich erst ernst geworden bin oder muede. naiv, sage ich und weiss nicht mehr, welchen teil ich in mir meine. stop rufen, doch dann ist das wochenende vorbei, das gute gefuehl verschwindet mit. dieses jahr schwingt sich eine abschnittslosigkeit hinauf. schnitte koennen nur anhand des grob gewordenen kalenders entstehen, dabei benutze ich schon die fernsehzeitung dazu. so finden wir eine gemeinsame sprache. gluck gluck, macht es wenn du trinkst. ich hasse diese lautmalerei in der beschreibung, aber es soll mir beim erinnern auch kalt am ruecken werden. zurueck, im park beobachten wir die frau im mantel, „in den spaeteren jahren ziehen manche frauen die wangen nach innen, fuerchten sich aber vor ausgewoelbten schenkeln.“ an einer ausgesprochen langen leine fuehrt die spezielle person einen hund herum. doch dort, wo er ohren hat, klemmen nadeln. er schuettelt sich, will kuehl sein in dieser sommerhitze. der hund hat einen bruder verloren unter den reifen eines lastwagens.

[ wahrscheinlich stammt diese bezeichnung aus dem dritten reich. die dazugehoerige ladung entschied ueber sieg oder niederlage, waren es knoepfe fuer uniformen oder granathuelsen, die gleichsam in den boden und zu boden fielen, an ihren seiten handabruecke, fingerabdruecke und schweiss. geschichten einer achtzehn stunden schicht unter zwang und mit schlechter nahrung. weniger fleisch, als der uebriggebliebene hund heute bekommt ]

„erstaunlich, dass selbst die groessten menschlichen anstrengungen und katastrophen letztendlich von mikroskopischen bewegungen einzelner abhaengen,“ stellen wir fest und ich beruehre erst deine und dann meine haut, um einen unterschied festzustellen. [pn]

chiaroscuro

sonne, 5600 kelvin, an der ampel trete ich einen schritt vor und lasse mich von einem vierzigtonner niederwalzen.
der koerper hat keine zeit, das gummiprofil zerreisst die haut, zwischen den gelenkstangen eingeklemmt schmiert die
bremsung mein fleisch auf die strasse. menschen kreischen, sind mir fremd, jemand weint, weil er soetwas nur aus
dem fernsehen kennt. die traenen kommen, da man immernoch das gesicht erkennt und einen ausdruck, den ich selbst studieren wollte. doch man haelt mir keinen spiegel vor, nicht in diesem moment. [pn]

verzehrt-pause-verzerrt

alles ist herrlich und gruen. echte ziele gibt es vielleicht nichtmehr, sagt sie und zieht die beiden letzten worte zusammen, wirft sich zurueck aufs bett. dort versteckt sie sich unter der decke, nur der rauch entkommt und ihre beine. sonic youth im lautsprecher spielen einen song von ihrem 88er album. ich kann mir die titel nicht mehr merken, denke ich. der laser faehrt gleichmaessig ueber die scheibe.cross the breeze. wir leben doch schon in der zukunft. sie kichert. beim aufstehen kippe ich auf dem bodem ein glas um. das wasser faerbt den teppich dunkel. expandiert. bei mir erst aerger, dann ein stich im kopf. mit der rechten schlaefe streife ich den boden. fallgesetz, der koerper verfaerbt sich, die kleidung zieht mich zu sehr herunter. es rauscht in den ohren, als ich aufschlage. die haende verspaeten sich, sie stehen selbst unter schock. ich schaue mir kurz von aussen zu, im zitternden bild stehen tischbeine. unter ihnen liegt eine muenze, die ich seit zwei tagen suche. dann spuere ich eine hand auf dem nacken. was ist los? oh gott? was ist? dies ist das erste mal, dass ich sie soetwas sagen hoere. in den augenwinkeln sehe ich ihr buendiges erschrecken. mit verzogenen augenbrauen hilft sie mir mich aufzurichten. meine glitschigen fuesse wollen nicht stehen, deshalb hocke ich auf der bettkante. ich habe mir auf die zunge gebissen, halte mir eine hand vor den mund, damit ich bloss kein stueck auspucken muss. sie sagt immernoch nichts, schaut mit grossen augen. ihr arm will sich auf meine schulter legen. eine beruehrung ist das letzte was ich will, ich zucke, bevor sie ganz in meiner naehe ist. alles in ordnung? bei der dritten nachfrage stehe ich schreiend auf. hoer auf, sage ich und habe blut um den mund verschmiert. darauf hat sie gewartet. automatisch zeigt sie mir ihre handflaechen und gefriert im gesicht fuer einen augenblick, bevor sie anfaengt stur zu laecheln. sie bietet mir ihre gesichtsausdruecke an, als brauchte ich nur stopp zu sagen. macht pausen dazwischen, gleitet in die leere, um nach panischen wechseln beim mitleid zu verharren. perfide schlaegt sie auf die oberschenkel einen takt dazu, signalisiert so ihre abwesenheit. hinter ihr faellt ein photo von der wand. synkronizitaet. ich schaue genau, praege mir ihre zwischenschritte ein, beim naechsten mal, wenn wir in ruhe stehen, rufe ich mir etwas davon ab. die schwingung, die zu diesem tag erhalten bleibt, lege ich in eine schublade, markiere sie sorgfaeltig, damit ich nichts zu suchen habe. jetzt laechle auch ich und verschraenke die arme am ruecken, reisse sie mir heimlich aus. frontal betrachtet wirke ich teilnahmslos, blosse leinwand fuer ihre projektion. wir bestrahlen uns gegenseitig, werden wohl blind davon. an der ihr abgewandten seite entlaedt sich in der schulter spannung, die muskeln uebersaeuern. bauernthaeter. als sie anfaengt laut zu lachen gehe ich ins badezimmer und schlage dort mit der faust drei weisse kacheln ein.

ich mag tiere auch. aber deshalb gehe ich nicht in den zoo. ich schaue ihr zu, wenn sie photographiert und mit zwiespaeltigem blick durch die gitter nach tieren sucht. sie liebt sie. ich sie. wir uns? manchmal sind kurze gedanken besser. es gibt schliesslich andere anachronismen, wie den circus. dahin geht man mit kindern. liebende gehen in den park. brrrr. zieh die jacke an, sage ich zu mir selbst. im affenhaus schmieren die bewohner verstaendlicherweise ihren dreck an die plastikscheiben. der affe ist doof, sagt ein kleines unbestimmbares kind an die mutterhand angehaengt. ich muss darueber lachen. in der anderen hand haelt es ein buendel werbeprospekte. ich beuge mich zu dem kleinen kopf herunter und sage, dass die herstellung der bunten zettel einen affen im dschungel toetet. die mutter hat mich nicht gehoert, schaut aber, als haette sie einen paedophilen erkannt. als sie weitergehen ist das kind still und laesst auf dem weg die werbung fallen. genugtuung gibt es dafuer nicht. ich lese etwas von den texten gegen die langeweile. ein industrieller hat dem orang utan eine zweite ebene in den kaefig ziehen lassen. jetzt glaenzt sein name in geschmackloser schrift an der messingplakette. dem affen ist es egal. zum traurigschauen braucht er keinen wintergarten. klio kehrt endlich zurueck, sie wirkt so, als haette sie auf die uhr gesehen. kreidebleich haelt sie meinen arm und sagt, dass wir gehen muessen. ich warte, nachdem auch ich blass genug bin, verlassen wir die tieranstalt.

der bus schaukelt ueber die strasse. klio haelt sich die ohren zu. die achten nur noch auf die stoss- und nicht die schalldaempfer, sagt sie. ich drehe meine kaugummiblase vor dem mund vorsichtig zu. klio misst mit beiden haenden ihren umfang, zeichnet sich mit einem kugelschreiber eine linie auf die haut. mit dem fingernagel sticht sie in die kugel, die in ihrem mund verschwindet. an der naechsten station steigt sie als gewinnerin aus. wir suchen nach einem guten platz, um tomaten zu essen. halten uns an den haenden, bis wir auf eine steile treppe stossen. fuenfhundert gramm salz kosten neunzehn cent. ich streue einen bannkreis um uns. die tomaten sind rot und saftig, schmecken nach erde. das salz ist so billig, das wir es stehenlassen. die treppe fuehrt in eine altstadt, escher gruesst cioran heftig beim vorbeilaufen. nur in der bewegung. sie koennen ebensowenig stehenbleiben, wie wir. alle kugeln sich die gelenke beim winken aus. die sonne macht uns die haare heller. ich mag den riss an deinem mundwinkel, sagt klio und zeigt sich mir als spiegel. ich fasse mir an die richtige seite. erst jetzt merke ich, wie durstig ich wirklich bin. marktplatz. an einem brunnen trinken wir, neben uns warten esel,dass man ihnen die pumpe bedient. klio besteht darauf, obwohl es stunden dauert alle tiere zu versorgen. etwas abseits sitze ich im schatten, weil der boden ueberall heiss ist. ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den urlaub gefahren sind, sage ich zu klio und warte, dass sie mich beruhigen kann. du bist nur hingefallen, antwortet sie und haelt mir etwas kaltes vor die stirn. ich frage mich, was auf dem photo war.

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gleich vorbei ikonoklast

ich muss schreien, weil er weiter auf die leiche schiesst. er hoert nicht, reisst sie einfach entzwei. zittert schaumig, schaut in den horizont, will dort etwas festhalten. als schuetze kneift er die augen zusammen, verlagert die tiefenschaerfe. das hat er geuebt. das zittern nicht. ich schlage ihm auf die schulter. neben uns hebt die artillerie keller und graeben aus, hier werden keine haeuser gebaut. soldaten laufen ineinander, wie eine tuer mit fluegeln, dahinter raum an raum gehaengt. in jedem dieser raeume hat der soldat einen stuhl gestellt und schaut sich auf der leinwand eine szene seines lebens an. viele gehorchen, alle gehen durch eine phase, fast jeder hat ein bild gewaehlt, auf dem er nicht alleine ist. [pn]

zusammen schmeckt es noch besser

sei nicht neugierig auf meine schmutzige kleidung. der zuckermann ist mitte fuenfzig, schiebt einen kinderwagen vor die ampel. dann kippt er seinen kopf wie ein vogeljunges nach hinten und laesst zucker auf die zunge laufen. zweimal hintereinander vollfuehrt er einen schrittkomplex, legt den kopf erneut nach hinten, der aufgerissene portionierte zucker faellt in ihn hinein. viele lachen ueber seinen hunger, schauen mit sorge auf den kinderwagen, verschlungen in der angst, er koenne das kind vergessen, wie einen gegenstand. zuckermann steht jetzt auf dem zebra , frueher gab es ihn hier, jetzt nicht mehr. zebrastreifen gibt es selten. autohupe. der zucker gaert in dem mann, sein wanst schaut aus der hose hervor. der muss doch schmutzig sein oder dumm oder faul oder geizig. viele koerper stecken in dem mann, gedankenketten, er weiss vielleicht nicht um den ballast auf seinen schultern. er ahnt etwas, mit ihm kann man kirschen essen. bei diesem schlemmermaul beisst nur der zucker loecher in die wangen, dort wo ihm die gesichtshaelfte pocht beim fragen oder vorangehen. wieder herzliche blicke. penner ist doch ein amerikanischer nachname? der deutsche lacht nur um zu vergessen, nicht um zuzulassen. [pn]

angenommene erziehungsstruktur

links saeulen aus stein, zu weich, es muss beton sein, rechts baeume, ich kenne die sorte nicht, weil ich nicht anwesend bin. stiefel auf der gelben strasse, sie haengen an ihrer geometrie eines merkwuerdigen schrittes, zu fest und entschlossen. dies ist eine armee, fluestern die leute sich zu, doch jede saeule bietet nur platz fuer ein versteck, dass sie sich hin und herstossen in den blick des aggressors, so schnell, es faengt zu flimmern an. [pn]

vernissage

an der seite ihrer beine, schmale dumpfe gegenstaende. handschuhe oder pendel? die fuesse stecken in stiefeln, plastikhaut statt leder. zelle, die nicht schuetzen kann, trockenes gedaechtnis. im hintergrund schuettelblitze von photographenhand zerstreut. durch das oberlicht erreicht die netzhaut den vollen umfang. blicke sind wunsch nach granit. in der halle werden an kleinen tischen bistrobrote aufgebrochen, aschenbecher liegen daneben, wollen beschaeftigt werden. die angst vor der raummitte fixiert die eintretenden, zerrt sie an die monitore. interessenlos, tafelbespannung mit besten menschen, griffe zum telefon oder an den kopf. am rand rutschen vorsichtige an der wand entlang, fallen in ein cafe, in heissgetraenken schwimmt ihr schaedel. trillerpfeifen, die grundlos zurechtweisung erteilen. keine eindringlinge zu sehen, die schaden, also muessen die heiligen bluten. alle um mich herum sind an der basedowschen erkrankt, suchen zucker fuer den schonkaffee. stummel im mund, beim setzen aechzt nicht nur der stuhl. gratiswasser bei jeder drehung, mir gehen die schuhe auf beim treppensteigen. ich will keine neuen bilder fressen : langsam lecken sie hintereinander den schaum von langen loeffeln, als warteten sie darauf gesehen zu werden. [pn]

aufgestellte bahn

gier zwischen den steinen, darueber in das gruen geworfen, eine bahnstation. ihr name zu belanglos. koffer stehen herum, dicht bei den beinen der besitzer. hier wird schon nichts geschehen. die schienen glattgezogen, wie eine taeuschung, verjuengen sich im punkt des schaerfsten sehens. anwesende erhoben auf der plattform, unter ihnen einen meter tief eingelassen, stahl, der strom fuehrt. eine parallele. kein grund sich hier zu wundern. bloss im moment, als der zug einfaehrt und die bremsscheiben nach schweiss stinken. rasch oeffnen sich die pneumatischen tueren, die passagiere steigen ein. dann sehen sie, dass die gleise sich erheben, fuehren in einer steigung in die hoehe, ganz ohne berg und ohne saeulen. der zug faehrt an, zieht an den nerven, drueckt auf die trommelfelle. schraege position, der koerper wird jetzt zu einer last. die reisenden, in ihre sitze gepresst, erleben und sind still. sie werden wohl wissen, dass es sein muss. gepaeck faellt zum ende der waggons, funken schlagen vor die scheiben. die landschaftslinie ist eine diagonale. das geraeusch wird forderung, die lichter fallen aus. durch die fenster dringt ein luftzug. die ersten schreie, orthogonal zur erde, haare durcheinander, kleidung zerwirbelt, gesichter werden fest und hoerig. familien werden langsam, kein ausstieg ist mehr moeglich, geschwindigkeit im zuwachs, schienengleiten, wieder stille. verblendung, die luft wird duenner, selbst das geld ist nun sinnentleert, meter um meter, das steigen wird zum fallen, ein bogenstrich ueber die geigensaite, virtuos. eine person im publikum verzieht ihr gesicht. [pn]

journalist im panoptikum

richtfest, abgebrochene zeilen, kein aztekenreich. zappelnde fuesse, film noir. in die nacht hinein, aus ihr wieder heraus. so folgsam und gebrechlich. beilaeufig wird dies rhythmus genannt. im wagen mit abgebrochenen fluegeln, am kragen zusammengehaltener samt. der nach oben gestreckte kopf faellt hin und wieder an die fensterscheibe. der anzug ist nicht billig, aber von der stange. an den handgelenken gleich mehrere uhren. traurigkeit wird darin eingeschlossen. eine frau fragte mich am vorabend, ob ich nicht lieber nach hause gehen moechte. selbst sie sah die langeweile. ich haette meinen mantel mitnehmen muessen, der sommer verkriecht sich in einem abgelegenen winkel. die erde dreht sich von der sonne, jedoch bleiben informationen nicht stehen. peinlichkeiten vermeiden, keine gleiche vergegenwaertigung oder verweigerungshaltung. eine optik, dieses sich zuegeln muessen und baendigen. doch die triebe gaeren weiter, die stille haelt nicht lange vor, erzaehlt nur in stuecken eine sinnvolle geschichte. hier ein kompliment und schon folgt ein zoegern, der alkohol enthemmt, schafft lange ruheperioden in denen man nichts tun muss, nur die existenz ertragen. fiktion verwirrt, sie schafft einen schoenen palast, dass die gedanken ihr nicht folgen wollen. sind die schuhe richtig ? die koerper sauber, der richtige gesichtsausdruck gewaehlt? mit formen und vorlagen in eine gesellschaft hineingepresst, aua, ha ha, die keine ziele hat und nur vom schwindel leben will. ein boot, ein hintern, ein fingerzeig. fuer diesen gibt es nicht genug haende, nur loecher, durch die das weisse wasser rauschen kann. ein seufzen, eine quaelerei spaeter und es kann befriedet werden, umgeschaltet, eingedreht auf eine andere frequenz. hier geschieht nichts, schreien die menschen. dabei zittert um sie herum die welt. unsere laute ergeben manchmal sinn, doch zu oft verstopfen sie die ohren und bilder stanzen uns die augen krank. zuviel bitterkeit? in friedenszeiten geraet die stabilitaet ins wanken, weil der verzicht auf gewalt nicht dynamisch genug ist und ersetzt werden muss. wo die moral nur subjektiver machtkampf ist, wird projiziert und ungeduld gestaltet. so fallen selbst die krankheiten noch auf, klammern sich an und klingeln beinah wie musik. dissonantes haendefalten, kopfschuetteln von einer verblassenden intelligenz. noch wird das licht nicht ausgemacht, wenn schwadrone wie zecken ueber fremde staedte fallen. der standard faellt, reizschwellenangst, sogkraft und revolte. die gaeste in der bahn teilen sich die worte, es ist schon trueb und wolkenlos geworden, ein pressen auf die schlaefen folgt. nichtakzeptierte, die sich den transport und die leiden teilen. durcheinanderfallen. fremde, die sich schlagen. vorteilsgedanke und wahnleib umkreist die stollen, die schon eingestuerzt sind.

vor hundertfuenfzig jahren gab es die angst lebendig begraben zu werden, dann die bedrohung durch den erstschlag. der fallout fiel imaginaer im geist. jetzt opfern sich alle punktuell, werden zu bienen und hornissen. mit jedem schluck steigt die gefahr den stachel im mund zu spueren, zum beispiel an einem sommertag. [pn]

kreuzung

auf der strasse, zwischen dem rauch, keine anzeichen der gesellschaft, die tuer de wagens steht offen, die frau sitzt schraeg darin, nicht auf der suche nach einem ausweg, sondern nach einem grund. wir sind weit entfernt, so sehen wir die zuschauer. besser fuer die feuer, die im hintergrund zuenden. einen telefonanruf spaeter, sie ist erregt, hat eine allergische reaktion auf der lippe. im rueckspiegel sieht man eine ampel, die orange bleibt. naiver asphalt, kirschenhagel, es regnet hinein, auf ihre haut. in das wageninnere, radiorauschen, sie streckt sich in den beifahrersitz, geniesst die kruemmung der wirbelsaeule. der atem wird flach, mit einer duennen kanuele leitet der kapuzenmann kohlenmonoxid in den wagen. er traegt sie, weil er mager ist. so duenn, dass er sie ziehen muss. ins feld, wo der weizen noch gruen ist und keine zeichnung hat. ausgefressen eine schneise, er laesst den motor laufen, schneidet sich an den halmen. er schliesst die tuer, weil es jetzt schneit. [pn]