Texte - 2006
als sie aufwacht ist der raum noch voller dunst. automatisch springen die filter an, die luft wird getauscht. guten morgen, guten morgen, die stimme wiederholt die worte in einem langgezogenen stueck. sie denkt an einen alten tag , in der schule, sie weiss nun, dass man das geraeusch der kreide schon im kopf erwartet, einige sekunden frueher, bevor die kreide an der tafel reisst. sie stellt die schwachen beine auf den boden. es regnet, faellt in stecknadeln. sie hat kein brot im haus, trinkt einen kaffee. ihre medikamente nimmt sie mit einem glas saft vom vortag. er ist warm, das kann sie nicht ausstehen. in ihrem mantel ist nichts, sie stellt fest, dass sie noch platz hat. auch beim atmen macht es ihr keine probleme. ihre haare sind wirklich schoen. sie denkt es sich, obwohl sie den traum vergessen hat. deshalb nimmt sie beim herausgehen zwei lange messer und steckt sie in die innentaschen.
draussen ist es hell. als waere ein film ueberbelichtet worden. zwei oder drei blenden. an der ecke trinkt sie ihren zweiten kaffee. wirft angewiderte blicke an die passanten. fast alle tragen weisse augen. huebsch, huebsch. die messer druecken nicht. sind angenehm an der haut. die ist ebenfalls schoen, das sagt ihr spiegel. in dem styroporbecher schwimmen fliegen, gleich zwei. der kaffee ist billig, aber sie laesst ihn stehen. die jahreszeiten wurden abgeschafft, es wird gezaehlt. es ist alles eine nummer. die dystopie ist wirklichkeit, kam schleichend. so dass alle sie gefressen haben. das fernsehen steckt man sich noch nicht in den schaedel, man ist noch nicht soweit. konventionell brennt es sich auf die retina. gefressen wird immernoch aus der tuete und mit heissen wasser gekocht. sie ist erstaunt ueber ihre kritikfaehigkeit. sie kann noch denken. wagen fahren vorbei, an ihnen pulsieren die bilder. es ist relativ still. heute muss ein konzerntag sein, denn es sind mehrere sonnen an den himmel projeziert. von ihrer position kann sie drei sehen. der kellner kommt vorbei und wischt den tisch wieder weiss. er traegt weiss, die waende sind weiss, seine augen. er fragt ,ob sie kaffee will. eine digitaluhr an der wand zeigt absteigende zahlen. solange ist der kaffee frei. sie schaut ihn nicht an. schaut auf die strasse. er wartet, dann dreht er ab.
vorbei an den fontaenen, die u-bahn ist schon seit wochen gesperrt. das gehen tut ihr gut. sie fuehlt, dass die klingen warm geworden sind. sie ueberholt. sie hat magenschmerzen und geht in eine pharmazie, die medikamente sind kostenlos und ohne geschmack. draussen schreit eine menschenmasse, doch nur wenige drehen ihren kopf. als sie heraustritt sind schwarze rettungswagen vorgefahren. und graues militaer. sie sperren die strasse und den platz, weil ein lastwagen umgefallen ist. auf dem boden um die unfallstelle liegen weisse puppen aus prozellan. dort wo die haut des tankes beschaedigt ist sinkt weisser dampf auf die strasse. die menschen werden mit stockschlaegen zurueckgedraengt. es ist ein stickstofftransport. einige augenblicke spaeter sind die hubschrauber am himmel. ihre rotoren sind gewaltig, aber lautlos. sie werfen nur schatten. sie schliesst den mantel und zieht die maske ueber das gesicht. schnee faellt in grossen mengen. puppen, die um diese uhrzeit fettbecher loeffeln oder ihre kleidung richten, schwere aktenkoffer tragen, gefuellt mit geldscheinen oder abfall. nur das affengesicht kann er nicht abstreifen. die kiemen in der maske sind verklebt. sie muss sie oeffnen. an ihr vorbei treiben die wagen. gekochtes farbiges wasser laueft an den haeusern hinab. sie glaenzen so stark, dass keiner in den himmel schauen kann. es gibt dort nichts zu sehen.
eine gruppe kinder kommt aus einem schnellrestaurant. sie sind nicht von hier, denkt sie und sieht die abzeichen an ihren jacken. nur eine werbeaktion. flugzeuge werden mit hungernden gefuellt und in den staedten gefuettert. die gesichter sind starr, mit beruhigungsmitteln aufgeschwemmt. augen klein und grau. jetzt folgen die kameras und der grinsende clown, in den letzen jahren schon oft seinefarbe geaendert. ihr ist schlecht. sie zieht die maske ganz herunter. der schnee gefriert auf ihrer haut, dann will sie sitzen. dort.
das lenkrad dreht sich zu weit nach links. der fahrer steuert gegen. sein aufgeschwemmter koerper ist in die schale eingeklemmt. als der wagen kippt zieht er funkenschlagend eine spur unter sich her, schlaegt kuessend gegen die betonpfaehle. unter der spur , zwei frauen eingeklemmt, nichts weiter. nur noch flecke. die parallele hat zwei loecher in zwei koerper geschlagen, aus dem tank quillt die fluessigkeit genauso wie aus dem mann in der kabine. er lebt noch , als sie ihn verlaesst. auf dem asphalt gefrorenes gewebe, als waere eine turbine angestellt. spaeter atmen sie schwer als sie mit schaufeln die flachen koerper schnell verstecken. adrenalin wird ihnen zugefuehrt. der polizist der vorne steht, hat heute geburtstag.
sie hat zwei stunden gewartet. das herz ist in die richtige richtung gewandert. sie trommelt einen rhythmus auf die glaskacheln, auf denen sie sitzt. jetzt endlich kommt der stotterer, er hat einen schwungvollen gang. von weitem sieht er, wie er gaehnt. er sagt nicht gerne seine saetze. als er naeherkommt sieht sie seine schmutzige gesichtsmaske. lass sie bitte auf, draengt sie. sie kann sehen, wie er unter ihr laechelt. zwei sonnen sind ausgeschaltet worden. es ist dunkel und feucht. die silben aus seinem mund sind ihr gebet. wissen ist truegerisch. alle verhalten sich auffaellig, so kann niemand belangt werden. in der linken hand traegt er eine durchsichtige tuete mit pflanzensamen. er streut sie auf die betonflaechen. das stimmt nicht. sie schuettelt sich. er hat sie angefasst. deshalb hat sie halluzinationen. sie darf ihm nicht zunah kommen. sie bittet ihn seine handschuhe wieder anziehen. damit sie sicher sein kann. nonnen in braun spazieren vorbei. sie tragen aus religioesen gruenden keine masken, ihre haut ist grau. wasserstoff ist in der luft. sie hoert gebete zur postmoderne. es regnet wieder.fuer einen augenblick hat sie die messer, den mann vergessen. sie nimmt keine tabletten mehr. es gibt keine. morgen ist sie frei. dies ist meine zukunftsvision, die baeume sind mir egal. hauptsache es gibt luft und sei sie aus maschinen herausgeatmet. sie kratzt sich. der stotterer moechte die messer sehen, er ist begabt. sie schuettelt den kopf, zittert. nimmt einen schluck aus der wasserflasche, die sie gekauft hat. nur eine pause. der stotterer laechelt. er weiss , dass er nichts weiss. er ist ein moderner prometheus. es ist egal, da es keine ideale gibt. es wird zuviel gesprochen. hoehe toene folgen niedrigen. es ist eine frage der frequenz. keine katastrophenmeldungen mehr. kuesse sind erlaubt, auch das nachfragen. sie steht auf. der stotterer ist gegangen. wuesste sie geschichten aus der vergangenheit, so duerfte ihr die angst in den nacken kriechen. binaeres lachen. stickstofflaster fahren abends haeufiger. chemie, in und um die koerper. sie dehnt sich und spuert sich einen augenblick. hoffentlich hat er sie nicht lange angefasst. es laesst nach, sie biegt ab , sie kennt die strassen, weil sie im kreis geht. ich habe ihn doch zulange angefasst, ihre gedanken sind durcheinander.
wir haben ihnen eine schlinge um den hals gelegt. das mag sie auf den ersten blick erschrecken, aber so koennen wir alle sicher sein,dass sie stehenbleiben. dies ist kein verhoer. nennen sie es anders. wissen sie, wieso wir unsere institution so genannt haben? weil es doch der direkteste weg ist allen mitzuteilen, dass die zukunft schon verloren ist, laecherlich, in den haenden weniger. stoert sie der rauch? sie sind doch noch ein kind. los, gib ihm etwas mit dem stock.
sie moechte nicht nach hause gehen. ihr ist der raum fremd. es klopft an den waenden. man moechte den fernseher einschalten. kommunikation ist erwuenscht. sie fragt sich selbst, wieso sie die umgebung beschreibt. die finger zucken. die messer liegen auf dem tisch. es ist merkwuerdig, doch es gibt beinah keine kriminalitaet. hoer auf, sagt sie jetzt laut. dann legt sie sich schlafen.
sie laueft am 332sten tag ihre kilometer herunter. auf den exerzierplaetzen der stadt herrscht das militaer. die politik hat sich abgesetzt, ihre wagen sind farbenfroh. ihre stimmen moduliert. es ist eine deplazierte geste, da jeder blick in gefallsucht ertrinkt. hatte ich freunde? sie bleibt stehen und trinkt. heute ich, ist die luft kalt? ihr kopf schmerzt. sie hat grosse pupillen , sagt der kellner in dem cafe. position eins, sie schaut am nachmittag einen film ueber ertrinkende. zweieinhalbstunden. das popcorn ist gratis und salzig. ein bedarfsarbeiter kommt auf sie zu , er hat duenne arme und einen rasierten kopf. seine uniform ist nagelneu und stinkt nachfabrik und plastik. er ist freiwilliger sagt er und saugt die spucke durch die zaehne. er moechte mit ihr ausgehen. sie schaut nach einem informationsmast und meldet ihn der polizei. am abend wird er mit stoecken halb totgeschlagen. zuvor gibt ihr der zustaendige beamte einen zugangscode, damit sie dem geschehen elektronisch beiwohnen kann.
an den autobahnen, die aus der stadt in die naechste fuehren liegen die handelsgelaende. hohe containerstaedte. ihre waende sind aus blei, trotzdem kommen die menschen um an den matten oberflaechen zu lecken. sie probieren, ob man den dreck und den regen mit menschenkraft und ohne haende loesen kann.
war das eine schoene geschichte ? dann sei brav und geh schlafen. wir gehen noch aus. ruf uns an, wenn etwas nicht in ordnung sein sollte, wir schliessen unser erdloch mit wellblechpappe. du rufst an mit rauchzeichen. wir gehen zur containerstadt und machen unsere traeume wahr, verstehst du? wir bezwingen die realitaet dadurch, dass wir dies verwirklichen, selbst wenn wir die containerstaedte erst noch bauen muessen. und nun schlaf.
sie wacht auf und dreht sich auf die seite. an der decke laeuft der wetterbericht entlang. heute waehlt sie mit. sie ist fuer regen. gewitter. dann denke ich an nichts, das ist schoen. sie moechte jemanden kennenlernen. in ihrem roten anzug kann sie ihre maske sogar nur soweit schliessen, dass die augen natuerlich herausschauen. alles ein bisschen matt. sie stolpert beim tanzen. die programme bringen einen wochenueberblick, den sie ausstellt. es passiert. [pn]
jede bevormundung durch die vorgesetzten ist zu vermeiden, sagt holler und kratzt sich hinter dem feuerwehrohr. die kinder klappen im hof die stuehle zusammen. holler schweigt, er hat dem schwiegersohn nichts zu sagen. dieser haelt die geputzten stiefel an den senkeln in der hand. holler vergisst selbst den vornamen oft, nennt ihn sohn, obwohl er es nicht glauben kann.
judith steht in entfernung unter den birken und winkt ihnen zu. magst du ein bier ? fragt der schwiegersohn, waehrend er in halber drehung die strenge frage stellt und holler in die augen blickt, weil es heute sein muss. holler nickt, als lernte er diesen mann gerade kennen. judith hakt sich bei ihm ein. sie traegt keine kleider mehr, es ist noch warm fuer oktober. holler wechselt das standbein, bleibt aufrecht in seinem zweimeter koerper stehen. einsachtundneunzig, lacht er jedes mal, wenn er von unten gefragt wird. zaeher braten auf den tellern, sie haben im dorf eine alte kuh geschlachtet, weil sie wegmusste. holler zieht mit dem fingernagel eine faser zwischen den zaehnen hervor. die kinder umringen ihn, wuenschen, dass er mit langen schwuengen ihre arme haelt und sich dreht. lass, sagt seine frau und schaut an ihm vorbei. lass, ist zu gefaehrlich.
holler kratzt wieder hinter dem ohr. im wohnhaus gibt es zwei duschen, den russ kann man abwaschen, an den geruch sind alle gewoehnt. streichholz nennen ihn die kinder, wenn sie durch die luft fliegen. holler trinkt ein bier und stellt es auf dem kiesweg ab, drueckt damit eine kleine mulde in die steine. vorgestern: die hitze hat ein loch in den estrich geschlagen, die fenster sind nicht zersprungen, haben sich nach aussen gewoelbt, als haette ein glasblaeser daran gearbeitet. der raum jetzt schwarz tapeziert, der fernseher ein klumpen, ein kleiner orkan in der mitte des zimmers, fetzen von briefen und buechern wirbeln umher, grobes und feines papier, die worte sinken in die lungen ohne atemgeraet. erst waren die anliegenden tueren zum brandherd geschlossen, dann waehrend der flucht der bewohner durch gleichzeitiges oeffnen – sauerstoffzufuhr – lebensspendende energie fuer das rot. temperaturanstieg, die luft hartgebrannt, wie keramik aus dem ofen. die bewohner kleideten mit jedem atemzug ihr inneres aus, ohnmachtsgesten und fersenflucht, ein aneinander vorbeikriechen am boden, in den rauch verkrallte haende, kein platz fuer hilferufe. stille, die der koerper einstellt um kraft zu sparen. holler beugt sich lange herunter fuer das bier. er sieht judith, seine tochter, mit den kindern streiten. sein schwiegersohn hat die zeigefinger in die taschen gehaengt. er unterdrueckt jetzt eine ohrfeige. [pn]
heute wieder irgendein stadtfest. das heisst, dass der allerniederste abschaum mit schraeggestellten gesichtern durch die strassen wankt. geschmackloses deodorant in der strassenbahn, selbst die sonne verzieht sich, laesst raum fuer das bunte feuerwerk, grausam einfache ablenkung fuer die unverspiegelten stauneraugen. geifer an den lefzen, die muender von bierflaschen zerschnitten, es wird wieder gruende zum groehlen geben und brustklopfen, gieriges koerperlecken und einschlafen im morgengrauen. am naechsten tag laufen die samtleichen durch die pfuetzen, florentiner im guertel, kraempfe in den koepfen. heute am tag des vorausschauens klebt die zuversicht wie duenne wunschfolie ueber jedem kinn-stirn brei, macht den augenblick beachtenswert, stillhaltende ooh und aah-rufe beim budenzauber. einige rippenstoesse sind auch zu sehen. hatten die wanderer in den waeldern noch angst vor aufhockenden und kraefteraubenden waldgeistern, so zittern die zeitgenossen bei jedem doppelbild.
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scheue augen, kaputt geschaut, wie schreit man richtig, wenn man die beine bei einem unfall verliert? die frequenz scheinbar willkuerlich, doch selbst hier der mensch ein kuenstlicher, komponist einer arie, die einzigartig ist. [pn]
der stotterer zwingt sich still zu sitzen. wir fruehstuecken unfreiwillig zusammen. ich bekomme mein muesli nicht herunter, waehrend ihm klebrige stuecke kaesebrot aus dem mund auf den tisch fallen. grosszuegig sehe ich darueber hinweg, mein blick ist kein strafen, auch wenn der stotterer seit fuenfzehn minuten an einer silbe festhaengt. rot sein haupt, er schlaegt mit der linken flach auf den tisch, beugt sich vor. mir krampft der magen, ich trinke saubere buttermilch. merkwuerdig fromm ist der stotterer geworden, geht gerne zur arbeit, in die denkfabrik.
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das bombardement hoert nicht auf. wir werden geschult und programmiert, was gefaellt mir wirklich. wir leben in scheinbaren friedenszeiten. im diesem land, wo autoreifen quietschen, herzverfettung und kindesmissbrauch objekte sind fuer statistiker. gebaeude wachsen um uns, schautafeln werden angebracht. ich erkenne dich nicht, strahlen schiessen umher. die tiefsten toene sind am energetischsten. bitte merken. bitte aufzeigen. da sind doch meine wahlmoeglichkeiten. ich fuehle mich wie gelaehmt, nein frei. heute schien die sonne fuer einige minuten, oktober wollte ich sagen, november ist schon im kalender markiert. ein jahr geht vorbei. bei ungeraden zahlen fuehle ich mich besser. selbstverstaendlich gibt es fahrer fuer leichenwagen, diese geschichte ist so verdammt kurz. ich moechte etwas finden, nehme dazu deine hand. horizontfluechtende werden nicht aufgehalten, sie bleiben frei. mauern sind zum schutz vorhanden, nur zum schutz. politik ? haben sie meine aktentasche gesehen? sie steht dort neben der frau, die ich im handelsueblichen sinn attraktiv finde. ich sage ihr mein gehalt und die uhrzeit. sie verstroemt einen duft, achtet auf sich. in den fenstern der abendstadt sinken die koepfe auf die spinningraeder. einmal im jahr stirbt ein gesunder mensch auf ihnen oder verliert sein gedaechtnis. wir essen ploetzlich in einem restaurant zu abend. die abfolge der speisen ist egal. interessieren sie sich wirklich fuer kunst? da winkt sie ab, reell wuerde sie zustimmen, doch einige der untertoene gefallen ihr nicht mehr. polizisten kommen herein, fuehren einige ab. ich schaue nicht hin, beobachte ein anderes paar. sie hat blaue lippen, blassrosa. sie gefaellt mir. anscheinend kann sie sich nicht kleiden, doch ich finde eine vorstellung, die uns wohl beiden gefaellt. gleich lache ich leise ueber eine bemerkung meiner begleitung auf, die eine andere geschichte erzaehlt. wie bei einem vortrag haelt sie ihren kopf absolut gerade, so dass ihre halsmuskeln leicht hervortreten. das licht wird geandert. violett ist keine vorteilshafte farbe fuer eine frau. das fleisch auf unseren tellern kommt mir unnatuerlich vor. unter dem tisch schieben wir unsere fuesse hin und her. ich denke an etwas vollkommen anderes. es ist ein schlechtes restaurant, zu laut. ich glaube, dass wir italienisch essen. die kellnerin serviert sehr fahrig, hat ein laecheln im gesicht, vom vorarbeiter installiert. jemand stellt im hintergrund die wanduhr zurueck. ich drangsaliere sie etwas, damit sie merkt, dass noch widerstand besteht. der kritische augenblick, wir schalten auf ein abgesprochens programm. gepflegte isolation. die nachbarn in meinem haus halten es fuer notwendig die abfaelle abends oder morgens wegzubringen. mit dem verstecken der etiketten meinen sie sozialstudien aus dem weg zu gehen. sie wollen nicht ertappt werden. das letzte wort trifft mich unvorbereitet. ich denke an die frau mit den blassen lippen. adligenstoerung. dort drueben im hotel wohnt ein narziss, zeigst du mit langem finger. jetzt erst begreife ich, dass es eine meldung aus der tageszeitung ist, die ich mit wasser runterwuerge. ich trinke nicht mehr. tablettensuechtigeschweine, schreie ich heraus. jetzt wirkt sie gar nicht mehr nervoes, hat darauf gewartet. anscheinend ist sie sogar erregt. in jeder population gibt es vertreter unterschiedlicher komplexitaet.
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soldatenrufe,gesichter, die verstehen. alle steigen aus und stellen sich dorthin. ohne rhythmus, keine abwehr. mit traenen, die frauen zahlen anders. [pn]
die flintenweiber werden mit den gewehrkolben erschlagen. wir haben den lagrangepunkt erreicht. in der kneipe wird es zu hell, zu eindeutig, alle tragen billiges. die waende sind papierbehangen, jede beschreibung wuerde in die irre fuehren. hier reichen die blossen koordinaten. der raum geteilt in passgenaue luecken fuer die besucher, alle werden gleich belueftet. die schizophrenen riechen nach ziege. du sagst: ich habe neue worte verlernt, kann manches nicht mehr sagen oder schreiben. ich empfinde die beteuerungen als wahr, weil ich mir symbolisch mit dem kellnermesser in die daumenkuppe geschnitten habe. zuviele pflaster an den haenden, auch beim im arm halten und einschlafen. vergangenes bewerten, gleichzeitig kommendes anschauen wollen. jede handlung ein wechselspiel, das sich ereignet. wie verstoerend kompliziert ist selbst das simple raumdurchschreiten. das beinheben bleibt stecken in stotternder zeit, muehsam das losgehen, ohne zuvor die schritte im kopf zu hoeren, einem selbstbild zu erliegen und sich dem umkehrschluss zu straeuben. beissendes vibrieren. der raelitaetsschock zieht lautlos den untergrund fort, niemand lacht dabei, die haut wird kochend heisser wachs, stellvertreterhandlungen jetzt bei allen gleichzeitig, am selben tag ein befehl : droehnende einigung, die elektronische musik webt uns ein. das sichstressaussetzen nicht mehr als animalisches prinzip. ich finde mich an der theke beim bestellen von alkohol wieder, hier zaehlt die demokratie des staerkeren. unterschiedliche waffen, augenaufschlaege neben mir, zappelnde geldscheine auf der anderen seite. der durst macht blass schoen und gleichgueltig. viele paare gestehen sich die in diesem augenblick liebe. die ersten passagiere tanzen, da sie sich vergessen koennen. die aufwachenden verlassen die tanzflaeche und wippen mit kopf oder fuss, weil sie die absurde motorik nicht ertragen. aufwachen beim tanzen und sex. vulgaeres geniessen ist der einfachste weg sich mit einfachen strichen ein ego zu zeichnen, wenigstens einige minute haltbar zu machen. das ich wird staendig uebersalzen. der definitionsdruck verschwindet trotzdem nicht, sagst du. ich muss aufschauen davon. ich sehe nicht, wie vor der kneipe zwei wagen nebeneinander die strasse herunterfahren. sie ziehen meterweise aneinander vorbei, ein jeder einmal im vorteil. der hellere spielt cellomusik aus lautsprechern, im inneren sprechen wir wieder ueber holographische staedte und die unnoetigkeit der individualerfahrung. als medienkonstrukte sehen wir das aussterben des anspruch auf persoenlichkeit mit einem lachenden und weinenden auge. die von allen gefuerchtete konformitaet wird durch uebetreibung des aeusseren geradezu beschleunigt. ja ja, bunte abgrenzung, verlust von opportunen befuerchtungen. warenhaft bereiten wir uns auf den paradigmenwechsel vor, werden uns letztendlich zu gott entwickeln, allmaechtig und gelangweilt, setzt er den zustand zum ursprung zurueck, um sich, aus uns heraus, neu zu erschaffen. ein aufatmen ist hoerbar. endlich, sie dimmen das licht. [pn]
es war einmal ein sehr armer witwer.der hatte einen sohn , den er ueber alles liebte. die zeiten waren zwar hart, aber beide hatten genug zu essen und ein bescheidenes dach ueber dem kopf. eines tages jedoch, es war im winter, musste der mann sich entscheiden, wem er das letzte bisschen brot geben sollte. er ueberlegte nicht lang, obwohl es fuer ihn den tod bedeuten wuerde.also nahm er den brotlaib, ging zu dem sohn in die ecke und setzte sich langsam nieder. dann ass er das brot. [pn]
unter mir besiedelte flaeche,
herumgeworfene menschen,
druckabfall,
der pilot fliegt schleifen
sind in deinem haar.
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ihre fingerkuppen schaut er an, folgt mit dem auge dem kanal in ihrer haut, dreht sich in der spirale. zum memorieren bleibt ihm keine zeit. er wirft ihr einen luftkuss zu, der sich im gestruepp vor dem haus verfaengt, so wie die maenner hier im stacheldraht. erde spritzt fontaenengleich, sein herzschlag folgt dem bombenschlag, die dicken tropfen fallen vom himmel. enfernt. ihr ist als sei ein schatten durch den raum gelaufen, sie kann nicht an ihn denken, dann laueft er los, damit es vorbei ist.die haende stecken in der erde fest, er zieht sich hoch, spuert rasen an der wange und dreck unter den naegeln. bienenschwaerme irren umher, beissen und toeten willkuerlich.
auf dem feld ist es leiser, als im graben , passagiermaschinen sind im himmel, manch‘ insasse auf den plastiksitzen eingebrannt. die sonne scheint laechelnd herunter, ihr ist es gleich, dass insekt um insekt aus loechern kriecht um sich zu waermen. sie hat sich schulden machen lassen, blendet die schuetzen, nimmt positionen ein, in einem fuer sie unverstaendlichen konflikt. beim laufen zeigt das bajonett nach vorne. der mann ist jetzt beherrscht, hat sich in einem flur versteckt. in bunter kleidung sitzt er , eingepackt, mit werbung auf helm und gewehr. die scheiben der knie schon lockergelaufen, mit anderen soldaten warten sie , dass drohnen kommen, die sie sehend machen. er kann sich an seinen namen nicht erinnern, ein jeder juri hat doch seine natascha, der nebenmann stoesst ihm die zigarette ans auge, weil er beim sprechen nah herankommt, seine eigene zunge im mund behalten muss. blutig seine art und eingerissen sein gesicht, alle muessen kuenstlich ueber seine witze lachen und haben angst, dass er erfaehrt, dass keine sanitaeter kommen vor dem morgengrauen. wieder paukenschlaege und pfeiftoene in den ohren, sie blicken um sich und wissen nicht , was sich bewegt hat, welcher koerperteil jetzt zucken will vor angst. ein alter hat sich benaesst, die anderen schauen weg, schweigen nicht lange darueber. der hauptmann tritt hinzu, kommt durch ein unsichtbares loch gekrochen, hat umgebungskarten mitgebracht. haelt sie, als sei dies schon ein triumph. der erste schritt ist immer der schwerste. sein kommentar ist trocken, er hat sich eine miene einstudiert am morgen. an einem spiegelstueck stand er vor der wagen. der motor lief. die nutte zog sich das hoeschen hoch. hier im distelkeller ist nichts rosa, die einschlaege pressen uns zusammen, staub zieht durch die entglasten fenster, wie ein boeser geist. ein neuling hat glueck gehabt. ist schreiend aufgestanden, als erinnere er sich an seine schulzeit, tief in seiner schulter steckt jetzt eine scherbe. sie kennen alle den grund fuer seinen euphorie. es fliegen gegenstaende, die keine absicht dazu hatten. die maenner werden mit einem befehl durch die ritze in der wand gepresst, ladehemmungen, kugelblitze und schussgefecht drinnen. von der decke verteilen offene kabelenden stromschlaege. ein mann wird in einer tuer eingeklemmt. da kein platz an den seiten ist wird parteiuebergreifend hindurchgeschossen. ein spaziergaenger am waldrand wuerde in dem haus kinder vermuten, die feuerwerk platzen lassen. eine eule sitzt auf einer astgabel und ruht sich aus. sie hat eine maus gegessen, das laesst sie zehren und muede werden. [pn]
so charmant, dass ihr gewartet habt. ich verhalte mich so, als haette ich nicht die absicht gehabt, bei einer anderen liebschaft zu klingeln. in absehbarer zeit fahren die bahnen wieder. dein raucherhusten zieht die voegel an, ich schaue auf und habe die gleiche sicht auf die strasse, wie alle vorherigen personen.
dort wo sie verwirrt war hoerten wir das glockenklingeln, nicht woanders, an keiner anderen stelle. hier auf dem plastikboden fanden wir ruhe und konnten zuschauen, wie jemand anderes unterging. keine schmalen hueften, keine freudlichkeit, offenbar waren alle anwesenden gleich. wir haben das konzert gesehen, waren enttaeuscht, konnten am naechsten tag nicht rechtzeitig aufstehen. alles was man verquollene augen nennt, soll ausgeschaltet werden. an ihren haaren finde ich mit einem schnellen blick keine anstecker, keine zierde. wie soll ich sie in der menge widerfinden? an der taille? ansonsten bin ich beschraenkt auf vermutungen. ihr name ist offengesagt eine schnell zu vergessende sache. ich kann mir namen nicht merken. notgedrungen stieg ich hier, manchmal dort aus, legte mich neben unbekannte koerper, schloss mich dort ein, wo es sicher war. es ging immer weiter. wir haben uns die persoenlichkeit nicht erschaffen, sondern nur ersehnt. abends, wenn aufwendige getraenke verzehrt wurden, konnte ich mich im schwarz fremder haare niederlegen. eine frau fragte mich neulich, ob ich nur bruenette lieben koennte. ihre haare waren blond, der strasse gewidmet. mein name fiel oft, wenn sie sprach. ich begehrte nichts, fand mich selbst genuegsam verschlossen in bewegungen wieder, die stolz waren aber ohne herz. in einem anderen land waere meine handlung eine stuetze, hielte aufrecht, fabulierte sie verwirrt, sie hatte sich in mir verfangen. oft schaute ich dann auf die verflossenen jahre zureck und stockte kurzzeitig und verwundert ueber die dinge, die mir zugestossen waren. selten, schwertweise denkend, wurde auch ich geliebt. dann brauchte ich keine maskerade oder grosse offenbarungen, sondern nur die strenge stille meiner anwesenheit und das statische rauschen der abwesenheit. in der betrachtung der vergangenheit sehe ich dinge versteckt, die zwangslaeufig stattfinden mussten. diese wohnung und die vorherige und selbst die zuvor waren zufluchtsorte einer danach stattfindenden handlung. ich haette niemals begehren koennen, wenn nicht fremde abscheu im weg gestanden haette. ich habe niemals zugelassen , dass ich als person auch liebe halten kann. dies ist der grund, wieso ich immer verlassen wurde. sie hat den kerker nicht ertragen koennen, dabei war es gleich,dass ich bereit war ihr die sterne vom himmel zu holen, die wir einst gesehen hattten.mein lachen nur aufgemalt und abstossend. bestaendiges fortschaffen in die fremde, in einem fremden land. [pn]
als die futuristen mit wut im augenwinkel das einschliessen der sonne in einen betonkubus einforderten, gelang es ihnen nicht von der zerstoerung der natur zum ueberziehen der armbinde eine atempause zu lassen. tropfend vom saft der heilsversprechen erstarrte ihre stimme und kein neues kunstlicht fiel auf die maschinenszenerie, keine beschleunigenden botschaften, nur leichenberge stapelten sich im himmel auf. [pn]
archaeologische versenkung. hauptsache der aufnahmewinkel stimmt, der ausdruck erscheint wichtig, erklaert sich eher nebensaechlich.aesthetische malfarbe bedeckt die urspruenglichkeit, ueberzieht sie mit einer patina aus vorwissen. bereitgelegte erklaerungen,vermutungen aus instabilem astsystem, der zweitververwertung einer recyclingkultur. institutionalisierte scham, gleich nach geburt werden kunstwerke entkernt und aufgezehrt- vom pulsierendem neubeginn eines rekursiven und repetitiven „produkteurs“ in die schattenwelt der kalten inspirationslosigkeit, schliesslich in die interpretation gezerrt. es folgt der zustand der nutzlosigkeit in einer welt, die simulation nicht als reaktionaere bedrohung erfaehrt. zielstrebigkeit laesst in eine entfremdungssucht gleiten, weil wir erkennen, dass wir uns in wirklichkeit nur naeher kommen. wie eine bulimikerin sind wir in der lage uns selbst zu umgreifen, uns die beruhigung in form von seditiva einzufloessen, die uns liebeshungrig in die bilder schauen laesst. die lust des sehens, die baudrillard beschreibt, heisst einen blick leer zu gestalten. nicht nur die absicht, auch das ziel ist nicht mehr als hohlgefaess, an dem koerper gebunden, um nicht – sie verzeihen – unterzugehen. dort finden wir nicht einmal mehr die spielerische noetigung, trieblosigkeit stattet kopf und wand nur duerftig aus. statt dem gewuenschten aus-setzen , der angestrebten flucht, bleibt nur die angst vor leerer flaeche, die wir mit jedem neuen geruch synaestethisch begreifen. [pn]
die grossen gesten machen die bedrohung nicht duldbarer. du langweilst mich. die schatten in dir sehe ich seltener, dafuer umso klarer. zumeist handelt es sich um einen bestimmten ausdruck oder eine angedeutete und nicht zuende gefuehrte bewegung. manchmal drehe ich den kopf dann erschrocken um, als gaebe es etwas neben dir zu sehen, es findet sich jedoch nie. wahrscheinlich verschwindet es, solange ich noch geradeaus schauen kann. die angst mein gesichtsfeld verengte sich, wurde durch aufwaendige messungen widerlegt. wenn ein arzt eine krankheit nicht zu gesicht bekommt, leide ich auch nicht darunter. ein gentleman agreement stuetzt mein verschweigen- was mir passiert ist und immernoch passiert. ich wende mich nur als beispiel an. flucht aus der wohnung, wo es in den waenden rasselt. gestern habe ich mir feinde gemacht durch hoeflichkeit. im alkoholischen kopf klingen selbst die lautesten stimmen dumpf. ein hereintreten ist moeglich, durch eine triggerhandlung ausgeloeste reaktionen, so folgerichtig, als sei ein kartenhaus im windstoss eingestuerzt. der betrunkene hatte vor einer kneipe trinklieder gesungen, gehaessigkeiten ueber andere nationen, ruettelte die schwarz-rot-goldenene dazu. steht aufrecht, um sich gleich zu buecken. so demonstriert er allen wie die hollaender gehen, wie krueppel. ich achte auf die pause, damit er luft holen kann. sein kleines rudel hat sich um ihn gescharrt, weil er der opferclown geworden ist. ich trete an ihn heran und frage, wieso er solche lieder singt. ich bin selbst betrunken und weiss, dass ihn die frage provozieren wird. meine bosheit nenne ich zivilcourage. es folgt die androhung von gewalt von seiner seite. ich schwenke ihn in die verwirrung, durch worte wird er fortgetragen, schnell will er sich abschuetteln, beleidigt ueberfordert, schaut fragend in die runde.beisteher auf beiden seiten der parteien, krumme argumente, willkuerliche positionen. es geht ums feiern, um alkoholische meinungen. so fest, dass man schreien will, nein muss, weil niemand mehr zuhoeren kann. der rat beschliesst aus muedigkeit und abnehmender geschwindigkeit einen hohlen kompromiss, als haette nichts zuvor hier stattgefunden. die meisten schauen blass mit roten augen. keine wirkliche loesung, nur der wirt tritt ab un zu vor die tuer, um uns alle wegzubitten. versoehnlich wird gelacht. man solidarisiert sich, flaschenklirren. die lautstaerke erfordert andere mittel, er droht mit haengenden armen, lustlos mit der polizei, die schon oft an dem gesamten pulk vorbeigefahren ist, ohne sich darum zu scheren, wie laut es auf der strasse ist. erst am naechsten abend, als alles schon vorueber ist, sagt die polzistin, die sich das bild von der netzhaut in erinnerung ruft, durch halbgeschlossene lippen, man moege etwas leiser sein. jetzt haben wir auch verstanden. [pn]
kopschmerzen,
an der spitze ist die leere suess, bricht diese ab fliesst eiter. lassen sie sich nicht aufhalten. jederzeit ist eine kontrolle moeglich, wird ausgefuehrt. die stille, die hinter den brillenglaesern sitzt ist eingetrocknet. wundmale lassen sich nur schwer finden. einen arzt erkennt man am stethoskop oder kittel, nicht am gesicht.
abends im laternenlicht gehen wir spazieren, unterdruecken dabei freiwillig eine welt. nur die baumkronen empfinden das gelbstichige kunstlicht als nahrstoffarm. E120 ist die klassifikationsnummer des farbstoffs in deinem campari, eingestanzte laeuse, vielleicht trinken wir deshalb so gerne den chininsaft. angebliche horrorgeschichten der lebensmittelindurstrie, die unterhaltsam von ihren wahren schrecken abhalten. ploetzlich ist es tag, mir kommt es vor, als sei der sproede schlaf umsonst gewesen. er deckt die traeume des gestrigen tages zu. heute folgten anrufe der verzweiflung, versuche der konzentration am telefon, umstossende bemerkungen. glatte sommerbeine, eingelaufene kleidung, verwaschene gesichter. gespraeche unter uns, die verdoppelt wirkten. zum ersten mal fuehle ich den boden in dieser stadt, die langsam in mich einkriecht. im hellen schwitzt sie, schiebt passanten umher, nachts schliesst sie in klimatisierten fahrten oberirdisch koerper ein. du siehst jetzt anders aus vor dem bauzaun und den abgestellten fahrraedern. an der station haengen die menschen und trauen sich jetzt alles im halbdunkeln, was ihnen im sonnenlicht zu grausam oder peinlich erscheint. aber da irre ich mich erneut, du ermunterst mich zum hoffnungsvollen glauben, selbst wenn du an den falschen stellen lachst, wenn ich erst ernst geworden bin oder muede. naiv, sage ich und weiss nicht mehr, welchen teil ich in mir meine. stop rufen, doch dann ist das wochenende vorbei, das gute gefuehl verschwindet mit. dieses jahr schwingt sich eine abschnittslosigkeit hinauf. schnitte koennen nur anhand des grob gewordenen kalenders entstehen, dabei benutze ich schon die fernsehzeitung dazu. so finden wir eine gemeinsame sprache. gluck gluck, macht es wenn du trinkst. ich hasse diese lautmalerei in der beschreibung, aber es soll mir beim erinnern auch kalt am ruecken werden. zurueck, im park beobachten wir die frau im mantel, „in den spaeteren jahren ziehen manche frauen die wangen nach innen, fuerchten sich aber vor ausgewoelbten schenkeln.“ an einer ausgesprochen langen leine fuehrt die spezielle person einen hund herum. doch dort, wo er ohren hat, klemmen nadeln. er schuettelt sich, will kuehl sein in dieser sommerhitze. der hund hat einen bruder verloren unter den reifen eines lastwagens.
[ wahrscheinlich stammt diese bezeichnung aus dem dritten reich. die dazugehoerige ladung entschied ueber sieg oder niederlage, waren es knoepfe fuer uniformen oder granathuelsen, die gleichsam in den boden und zu boden fielen, an ihren seiten handabruecke, fingerabdruecke und schweiss. geschichten einer achtzehn stunden schicht unter zwang und mit schlechter nahrung. weniger fleisch, als der uebriggebliebene hund heute bekommt ]
„erstaunlich, dass selbst die groessten menschlichen anstrengungen und katastrophen letztendlich von mikroskopischen bewegungen einzelner abhaengen,“ stellen wir fest und ich beruehre erst deine und dann meine haut, um einen unterschied festzustellen. [pn]
liebste […] die schutzbeduerftigen schreiten voran. die jungen, die nichts geworden sind, werden nichts mehr. sie koennen kaum die beine heben, bleiben in der erde stecken. nadelregen faellt. die offiziere lassen sich von huren zusammenklappen. vom feldherrenhuegel erscheinen die maenner wie punkte, sie zerfallen, sfumato. letzte woche waren wir zu hause, bei den frauen aus angst. zum glueck hat keiner kinder. im generalskarton: porzellantassen werden fuer die tiere geliefert. dieses weiss schreit uns an, schlaegt uns die zaehne aus der fresse. unsere vorgesetzten zoegern beim sprechen, haben einen sekundenatem, wenn sie uns verschleudern. jemand hat ein akkordeon mitgebracht, doch wir hoeren lieber das radio. dort werden uns tausend kuesse versprochen. die zahlengitter auf den landkarten erobern wir. planquadrat um planquadrat. allein die farbe rot erregt. die huren tragen rouge und lippenstift, den will ich verschmiert sehen am kinn der kameraden, die in die granaten laufen. aufgehaengte leiber um stacheldraht und panzerketten gelegt. so viel pulverdampf, dass man nicht atmen kann. frontpriester segnen unsere gewehre, pruefungen, die bestanden werden sollen. wir kennen den feind nicht. ich schlafe schlecht, weil immer neue zuege kommen, aus denen schlotternd maenner aussteigen. bleich bei der ankunft, bleich beim wegfahren. ich sage dir, die sind nicht mehr als draehte oder zwiebelschalen. kuesse dich aus erbarmungsloser entfernung, […]
[pn]
sonne, 5600 kelvin, an der ampel trete ich einen schritt vor und lasse mich von einem vierzigtonner niederwalzen.
der koerper hat keine zeit, das gummiprofil zerreisst die haut, zwischen den gelenkstangen eingeklemmt schmiert die
bremsung mein fleisch auf die strasse. menschen kreischen, sind mir fremd, jemand weint, weil er soetwas nur aus
dem fernsehen kennt. die traenen kommen, da man immernoch das gesicht erkennt und einen ausdruck, den ich selbst studieren wollte. doch man haelt mir keinen spiegel vor, nicht in diesem moment. [pn]