neon



ich moechte heute abend nicht frieren. es geht ihr so leicht von den lippen. in der klinischen kneipe gibt es in die tische eingelassene schalen, damit die mitgebrachten gegenstaende von der oberflaeche verschwinden. das ist so modern, sagt sie und haelt den arm, als sei es ihr nie zuvor aufgefallen.
sie zittert, als er ihre hand beruehrt – sie denkt sich diese formulierung dazu. er lacht zu seinem arbeitskollegen herueber, zeigt bizeps, verzichtet auf das augenzwinkern. der mantel stuelpt sich ueber sie. hineinstossen ins taxi. kniegriffe. spoettisches trinkgeld. radiorauschen beim aussteigen. sattes schmatzen der tueren – in deutschland mercedes. der fahrer verlaesst den wendehammer.

sie traut sich nicht nach den rueckleuchten zu schauen. waehrend des krieges sind die scheinwerfer blau angemalt, sagt er und tut so, als haette er keine gedanken gelesen. sie mueht sich charmant zu sein, dabei ist sie bloss muede. gib mir was zu trinken, sagt sie noch auf dem kies.

er findet die schluessel nicht. sie liegen im taxi. die kette hat er schon vor jahren abgelegt. er denkt ans joggen beim telefonieren, lehnt sich erst leicht gegen das treppengelaender, kurz darauf, stehhockerposition wie in den tagesthemen. nora steht mit den absaetzen im kies, schaut ein loch in die szene.

minuten. der fahrer biegt um die ecke. fernlicht blendet das illusorische paar. der wagen atmet, dampft. klopfen an die scheibe. das elektrische fenster oeffnet sich um einen spalt. fuenfzig euro, sagt der fahrer. nora wechselt das standbein, als ihr potentieller partner mit der blossen hand die fensterkante greift und daran brechen will. gequetschte schreie, der fahrer lacht, steigt auf der anderen seite wieder aus. nora entzuendet eine zigarette als die schluessel im hohen bogen ins dickicht fallen. sie schweigt, als der fahrer den rueckwaertsgang einlegt und die scheinwerfer ausschaltet.

[pn]